Dienstag, 26. Januar 2021

Wahlfreiheit


Wir haben die Wahl
Damit die Freiheit uns
Für das Richtige zu entscheiden
Wer oder was richtig ist sollten
Wir wissen um entschieden
In jedem Fall aufzutreten
Ob in Geschäft oder Liebe
Auch wo völlig ahnungslos
Empfiehlt sich solch ein Auftritt
Wer die Qual dahínter offenbart
Gilt als unentschieden schwach
Was Mann selten gut steht
Während es Frau sexy macht
Was zeigt wie unsinnig es ist
Zu meinen etwas sei nach der
Natur ohne zu wissen welcher
So wird die Wahlfreiheit zwischen
Austauschbaren Alternativen
Zum größten Zwang der Gegenwart
Der stete Entschiedenheit fordert
Zeitgemäß kraftvoll zu wirken
Gerade als Jugendliche müssen wir
Uns für die richtige Kleidung oder Musik
Der Gruppe entscheiden die wir als
Unsere gewählt haben in die wir
Aber hineingeboren uns fühlen sollen
Als sei sie alternativlos schon immer
Mit 15 war das Punk für mich etwa
Obwohl ich die Musik grausig fand
Schlager dagegen war völlig tabu
Über Popper wurde gelästert auch
Wenn ich die Mädchen dort immer
Viel schöner fand als andere wie
Bestimmte für mich ausschieden
Weil sie zu anders als ich waren
Hatte damals klare Vorstellungen
Welcher Gruppe ich zugehörte
Was klar abzulehnen war auch
Wer nie infrage kam als Partnerin
Egal wie toll ich sie fand weil
Klar war was meine Gruppe
Von mir erwarten würde an
Entschiedenheit in Freiheit
Die Begrenzung der eigenen
Wahlfreiheit scheint eine Form
Der Orientierung zu sein die uns
Wohlbefinden durch Sicherheit gibt
Auch wenn mit Zwang verbunden
Am schlimmsten wird dieser Druck
Zu klarer Entschiedenheit in der
Liebe besonders wo unerfahren
Geben wir uns gern ganz erfahren
Betreiben also Vortäuschung die
Sich umgekehrt proportional zur
Wirklichkeit noch verhält auch
Im Bereich der Sexualität ist die
Verkehrung besonders beliebt
Worüber Nabokov in Lolita einst
So trefflich schrieb was ich lange
Nicht wirklich verstand bis ich selbst
Närrisches Opfer einer solchen wurde
Der sonst immer ältere eher hatte
Spannend ist zu beobachten wie nun
Jenseits der 50 wieder mit jugendlicher
Aufregung vor dem ersten Date als
Vielversprechender Ehrlichkeit mehr
Kokettiert wird als wir es damals je
Auch nur vor uns zugegeben hätten
Weil die Wahrnehmung der Wirklichkeit
Sich auch in der Erinnerung verschiebt
So sprechen wir von den Merkmalen
Typisch verliebter Aufregung wie zu
Teenie-Zeiten die wir damals nicht mal
Vor uns selbst eingestanden hätten
Sind uns aber aus heutiger Sicht sicher
Es muss so gewesen sein und gestehen
Einander die jugendliche Aufregung die
Wir jung nie haben wollten und finden
Das in unserem beschränkten älteren
Horizont als ganz jugendlich süß
Womit wir uns Wahlfreiheit nehmen
Weil die Aufregung als Anzeichen
Deutlich macht wie entschieden wir
Eigentlich längst sind zu wollen was
Natürlich keiner offiziell gestünde
So spielen wir immer weiter im Leben
Halten uns für frei aber verhindern die
Wahlfreiheit wo es nur irgend geht
Um glaubwürdig entschieden zu sein
Was eigentlich ziemlich unfrei ist

jens tuengerthal 26.1.21

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