Samstag, 23. Januar 2021

Identitätsfreiheit


Wie frei wählen wir unsere Identität
Sind wir dabei stets Sklaven unserer
Herkunft wie der Gene die uns völlig
Ungefragt prägen und was kann der
Geist noch frei gestalten um selbst
Auch eine eigene Identität zu bilden
Die uns mehr entspricht als das nur
Erbe unserer Abstammung oder ist
Schon der Versuch sich zu lösen
Illusionär weil es den eigenen Kern
Auch im biologischen Sinne als das
Genetische Programm im Kopf leugnet
Sah mich früh als Europäer und tat
Dies in der Überzeugung damit
Auch in der Tradition meiner Familie
Irgendwie zu stehen was mir die
Identifikation viel leichter machte
Obwohl der Urgroßvater vor Verdun fiel
War der Großvater nach Paris gegangen
In den wilden 20ern noch
Hatte dort studiert gelebt geliebt
War als Offizier der Reichswehr
Wiedergekehrt als einer der Frankreich
Immer liebte auch später als dann
Diplomat für die NATO er der nie
Wirklich diplomatisch war später
Für diese auch in Brüssel mit CD
An den rostigen französischen Wagen
Kenne es mehr aus Erzählungen noch
Die Mutter später sehr engagiert im
Deutsch- französischen Freundschaftsverein
War der Weg zur Europa-Loge des GO
In Strassburg für mich fast klar obwohl
Kaum ein Wort französisch sprechend
Später in Berlin wuchs in mir noch das
Preußische Element meiner Identität
Der Großvater als kaiserlicher Kadett
Die andere Großmutter mit dem dann
Thronlosen Kronprinzen befreundet
Im hanseatischen Bremen klassenbewusst
All das prägte mich auch genetisch
Dazu enge Freunde aus den alten
Offiziersfamilien wurde die kulturelle
Bindung in Berlin bald schwarzweiß
War ich je frei das zu ändern etwa
Mit der zeitweisen Verirrung als
Sproß bürgerlicher Familien in die SPD
Die mir immer seltsam fremd blieb
Was macht Identität wirklich aus
Wieviel bestimme ich davon selbst
Was macht schon die Erziehung aus
Wie wirkt diese bei der Partnerwahl
Warum wusste ich eigentlich gleich
Die vermeintlich große Liebe die
Gefühlt das zeitweise sicher war
Wäre eine unmögliche Partie für
Den ältesten Sohn meiner Eltern
Weil sie wie andere auch ihr Besteck
Nicht halten konnte wie erwartet
Warum es natürlich nie gut gehen konnte
War Liebe je größer als Klasse
Wo ist dabei noch meine Freiheit als
Sklave einer nur noch irrealen Klasse
Die ich lange selbst ablehnte bis ich
Thomas Mann und Joachim Fest las
Die Nähe der Identität sich offenbarte
Was davon habe ich je selbst gewählt
Wo bin ich hineingeboren und was
Hat diese Illusion noch mit meiner
Realität als Flaneur in Berlin zu tun
Ob das Leben dies je beantwortet
Weiss ich bis heute nicht aber
Spannend bleiben die Wege dahin
Weil sie viel über das Wesen der
Identität nach der Natur verraten

jens tuengerthal 23.1.21


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