Sonntag, 26. Oktober 2014

Bürgerlust III

Es ist Sonntag und der Sonntag ist ein wichtiger Teil des bürgerlichen Selbstverständnisses, wird in der Familie zugebracht, mit Dingen, für die in der Woche keine Zeit bleibt und manchmal sogar noch für fromme Reste mit einem Gottesdienst begonnen, wenn ihnen nicht wie immer mehr das Sontagsfrühstück viel wichtiger ist, womit heute schon ein wichtiger Teil des Sonntags zuhause oder im Café besetzt ist in denen es je nach Gusto zu essen bis zum Abend gibt, der ja nun wieder eine Stunde früher dunkelnd naht und an dem sich auf die Arbeitswoche vorbereitet wird.

Bürgerliche Existenz zwischen Arbeit und Freizeit oder eher zwischen Berufung und Pflicht oder ist die Pflichterfüllung eine typisch bürgerliche Berufung?

Der Sonntag als Tag der Ruhe soll der Erholung der Arbeitskraft dienen, wobei der Bürger kein Arbeiter ist und selten einer der Hand, häufiger einer des Kopfes, wobei die Grenzen da sichtbar fließen, wenn wir uns die bürgerliche Ordnung in den Ständen des Mittelalters anschauen. Wie ist es etwa mit Albrecht Dürer dem deutschen Genie von sowohl bürgerlicher als auch handwerklicher Überzeugung, der sich als Handwerker auch sah und der zugleich als Genie über allem stand, auch wenn er Teil der Nürnberger ständischen Gesellschaft war. Steht er als Maler der Kaiser aber auch der Bürger über allem, gehörte nirgendwo hin, oder war er ein typischer Bürger als einer, der über die Stände hinausschaut?

Dürer oder Thomas Mann für den Gedanken der Bürgerlichkeit in Anspruch zu  nehmen, die weit über ihm standen, immer wieder auch Ärger bekamen mit den Bürgern, für ihren strengen Blick auf sie. Die Buddenbrooks, die ihm wohl entscheidend auch den Literaturnobelpreis einbrachten, waren auch eine Karikatur des bestehenden Lübeck und seiner bürgerlich engen Gesellschaft und viele fühlten sich, wohl nicht zu Unrecht, durch die scharfe Feder des Kaufmannssohnes aus bester Familie vorgeführt. Nicht ohne ihn später zu rühmen und zu preisen, ihm ein Museum zu errichten und anderes mehr, wie es die Nürnberger mit ihrem Dürer taten, der nicht Goldschmied geworden war, wie sein Vater sondern nur Künstler, auch wenn er mit das größte Genie seiner Zeit war und wurde, im bürgerlichen Kanon steht der Künstler erstmal ganz unten, bis er Kanon wird, was den wenigsten, wie Thomas Mann etwa und auch Dürer durch herausragendes Genie zu Lebzeiten gelang.

Der Bürger liebt seinen Kanon, wenn er weiß, was er gelesen haben muss oder sollte, warum die bürgerlichen Leseausgaben von Reich-Ranicki und die vielen der Zeitungen, die folgten, ein solcher Erfolg wurden. Ein Kanon mag sich öffnen für gewisse Zeitgenossen, aber blickt doch immer gern in die Geschichte, so lasse auch ich mir, während ich darüber nachdenke und schreibe, was bürgerliche Existenz ausmacht von Bach die immer wieder gern gehörten Cello Sonaten aus der Dose um die Ohren streichen, wie liebe alte Freunde tanzen die tiefen Töne sonntäglich um mich. Hätte ich nicht die Nacht durchgetanzt, wäre ich womöglich noch Dürer und die Bilderfreunde besuchen gegangen und der Sonntag wäre auch in dieser Hinsicht ein vollkommen bürgerlicher gewesen, an dem wer sich unter der Woche ernsten Geschäften hingibt, sich sonntäglich gern den Musen eben je nach eigenem Niveau hingibt, was vermutlich besser zur Auswahl bürgerlicher Existenz passt als die beliebigen Angaben dazu in den Profilen der Onlinedatinagenturen, durch die wir alle auf der Suche nach dem oder der Richtigen pflügen voll sehnsüchtiger Hoffnung.

Da schreiben sie nur von Kunstinteresse oder dem Besuch von Museen und Theatern, während sie in Wirklichkeit an Musicals oder das KaDeWe mehr denken als an Kunst oder Helene Fischer für das größte Sangestalent halten und machen nur atemlos damit, was alles Kunst sein soll. Aber da wir ja von dem auch im bürgerlichen Kunstkanon angekommenen Beuys längst wissen, ertragen die sonntäglichen Bildungbürger auch solche seltsamen Anbandlungen gelassen, wer weiß, wozu es einmal gut ist, Während Netzwerke und Kontakte zählen, kommt es weniger auf Verbindlichkeit als auf Verbindungen an. Aber schon rutschen wir von der friedlichen Betrachtung des bürgerlichen Lebens hinein in die Welt der Geschäfte und wollten uns doch eigentlich dem Sonntag widmen, an dem genossen wird und während ich darüber nachdenke, wie wenig oder gut dies nun den bürgerlichen Sonntag beschreibt, wird mir klar, wie sehr ich meinen schon wieder schreibend verbringe, statt sonntäglich und wäre dies nicht ein Genuss an sich, fragte sich, ob wir nicht besseres zu tun haben, wie etwa lesend, den Bildungshorizont zu erweitern.

Nur wann, wenn nicht Sonntags, soll ich den bürgerlichen Sonntag beschreiben, wo ist dieses Lebensgefühl zwischen herrlicher Ruhe und endloser Langweile besser zu greifen, als am Sonntag selbst, der manchen heilig, anderen nur weniger eilig ist?

So, hin und hergerissen, zwischen dem Sonntagssspiel der Bundesliga, bei dem sich der voraussichtliche Meister und Sieger FCB zu Gladbach wieder mit drückender Überlgegenheit zeigt, dem Kulturprogramm des Abends mit Musik und der Pflicht zu beschreiben, was ist, frage ich mich, ob es wichtiger ist, dass, was nicht ist, zu beschreiben, oder sich am möglichen bürgerlichen Programm dahinter aufzuhalten. Eine Freundin postete gerade ein Bild von ihrer Tochter beim Plätzchenbacken, einer sehr beliebten Sonntagsbeschäftigung auch schon Wochen vor der Adventszeit, wenn es jetzt dunkler wird und wenn die Supermärkte ab 1. September Spekulatius und Dominosteine wieder führen, warum sollen wir dann nicht auch schon zeitig an die heimische Produktion gehen?

Planvolles Vorgehen ist jedenfalls wohl bürgerlich und weise, eher von Erfolg gekrönt meist als die spontanen Eingebungen mancher Künstler, auch der Ballkünstler, wenn ich auch, ohne es gerade zu betrachten, wetten würde, die Münchner haben begriffen, was Fußball heute heißt und warum einzig viele Ballkontakte den Sieg langfristig sichern. Aber bevor wir uns zu sehr in dieses auch plebejische Spiel vertiefen, noch einige Gedanken zum Verhältnis von Planung und Eingebung in der Dialektik von Bürgern und Künstlern.

Die meisten Bürger verhalten sich heute relativ tolerant, sicher es gibt die Affen aus dem Umkreis des AfD und unter diesen selbst, aber noch sind diese weit von einer Mehrheit, auch wenn sie in Netzwerken so lautstark und platt ihre Mäuler aufreißen, als wäre dem so. Die Menge ist relativ tolerant, solange sie nicht gestört wird, in ihren Gewohnheiten und sich langsam an ungewohntes gewöhnen kann. So war es, passend zum Sonntag, mit den ersten Moscheen im Land, da gibt es die ewig gestrigen, immer intoleranten, die das Abendland vor dem Untergang im Namen der Christenheit retten wollen und die laut sind, die aber eine Minderheit bleiben, denn die Mehrheit ist klar dafür, dass doch jeder nach seiner Fasson selig werden soll, wie es einst der Alte Fritz den Preußen und Märkern ins Stammbuch schrieb, solange er dabei ein guter Preuße oder doch zumindest Bürger bleibt.

Während die Bürger wöchentlich ihre Pflicht erfüllen wird sich Sonntags der Lust am liebsten gut geplant und wohlorganisiert hingegeben, indem wir einen Ausflug machen oder irgendwo hin gehen, wo wir unserem Niveau wie unserem Geldbeutel entsprechend unterhalten werden. Sonntagsvergnügen werden auch gern erzählt, um sich damit hervorzutun und einander zu übertreffen, somit sind sie auch zu einem Statussymbol in der sozialen Konkurrenz geworden.

Habe Freunde, die an Sonntagen die Stille und Einsamkeit fürchteten, da sie nicht wie andere Kinder bespaßt wurden oder auf Ausflüge, gar ins Museum durften, weil die Eltern getrennt waren, keine Ausflüge gemacht wurden oder sie einfach unter anderen Umständen aufwuchsen, in denen ihnen die Sonntagsruhe ein Graus war. Bei mir wurde viel gemacht, manches musste mitgemacht werden, vieles war schön, aber die Angst vor dem Nichts am Sonntag, wenn keiner da ist, oder keiner Zeit hat, kannte ich nicht, im Gegenteil, oft wünschte ich mir auch in dieser oder jener Kirche, zur Besichtigung, nicht etwa zum Gottesdienst, oder im Museum, mehr Zeit für mich, zum spielen zu haben.

Die Sympathie für die Ruhe am Sonntag ist also je nach Neigung, Geltungsbedürfnis und Umständen auch schon des Aufwachsens, unterschiedlich augeprägt. Liebe die Ruhe, muss nichts anderes unternehmen und freue mich daran, Zeit zum Lesen zu haben, unternehme nur, wenn es alternativlos ist, freiwillig etwas und genieße es Zeit für mich zu haben.

So ist die Betrachtung des Sonntag als Tag der Lust oder der Frustration wohl untentschieden, wie die Bayern heute in Gladbach spielten übrigens, was nichts an der Tabelle ändert, vielleicht die Frage stellte, inwieweit die Wochenendarbeiter noch mit Lust oder eher Frust bei solcher Sache waren. Ob die vorherige Liga Europas zuviel Kraft kostete.

Das Nichts genießen können, um aus dem Vielen schöpfen zu können genüßlich, spricht für relativen inneren Reichtum, der mit äußerem erst mal nichts zu tun hat. Vielleicht sind diejenigen, um die sich mehr gekümmert wurde, weniger bedürftig nach Unterhaltung, während die sich eher vernachlässigt fühlten, das gegenteilige Bedürfnis haben könnten, womit die soziale Frage in schlichter Dialektik augelöst würde.

Dagegen spricht aber nach meiner Erfahrung, dass es weniger um die tatsächlichen Erlebnisse geht, als unsere Haltung zu diesen und den Erlebnissen. Habe als Kind schon stundenlang vor meinem Spielzeug gesessen, etwas aufgebaut und dann nur noch alle halbe Stunde mal eine Playmobilfigur ein wenig bewegt, ansonsten aber im Kopf gespielt, wie ich meinen erstaunten Eltern erzählte, was ich liebte und wofür ich gar nicht genug Zeit haben konnte.

Als wöchentlich wechselnder Vater mit also nur noch zweiwöchig dichter Familie, habe ich seit einiger Zeit sehr viel Zeit für mich, die ich schätze und von Anfang an auch mochte, abgesehen von den Umständen die dazu führten, aber wenn Trennungen angenehm wären, würden sich Männer und Frauen vermutlich gar nicht mehr, außer zu Paarungszwecken vereinen meist. Gehöre nun zun denen, die viel Zeit haben und sie sich auch nehmen, während ich die ersten Jahre danach, wie im Reflex jeden freien Abend im Café oder an der Bar verbrachte, wenn auch schreibend, ziehe ich es inzwischen wieder vor, auch häufiger Zuhause zu bleiben, ein Stubenhocker zu sein, umgeben von Büchern bei einem guten Tee und frage mich häufiger, was Menschen mehr brauchen könnten, um sich ein Leben auskömmlich zu beschäftigen und ginge es nicht auch um das wie des Überlebens, hätte ich wohl genug Geschichten in mir und um mich, den Rest meines Lebens glücklich zu zu verbringen.

Dennoch verfliegt an Sonntagen mir die Zeit im Schreiben wie nichts. Denke ich darüber nach, sie mit Programm zu füllen, wie es sonntäglich bürgerlich angemessen wäre wohl, bemerke ich an mir, wie ich schon abzuwägen beginne, ob dieses oder jenes die verlorene Zeit wert ist, was der Gewinn wäre, sich keine Zeit für sich zu nehmen und die Dinge, die ruhige Zeit am Werk oder zum Lesen noch überwiegen, werden mit jedem Jahr weniger, als führte wachsende Reife zu einer zunehmenden Konzentration der Wesen auf sich. Dennoch kenne ich viele Menschen, die es lieben ihre Sonntage mit Freizeitaktivitäten zu füllen, um sich zu beschäftigen, von unsäglichen Freizeitparks bis zu geistig nur geringfügig unterschiedlichem Sport zu Waldspaziergängen und Museumsbesuchem, die mich auch immer wieder verführen können, wie die Besuche im Café.

Vielleicht schätze ich auch die Sonntage für mich so, um nicht die glücklichen Paare in den Cafés mit Kinderwagen sich ankeifen zu hören, noch Illusionen und Träume vom idealen Sonntag zu behalten, den ich aber doch gerade so für sich liebe, auch wenn mir die konventionelle bürgerliche Liebe als Ideal noch im Hinterkopf herumtigert. Weil wir erst etwas sind, wenn wir es zu etwas gebracht haben, unsere Schäfchen im Trockenen weilen, der Sonntag mit der Familie verbracht wird, um den Nachbarn im Aufwand der Freizeitvergnügen eindrucksvoll noch zu überbieten.

Der Freizeitstreß setzt die Gewohnheiten des Alltags auf einer anderen Stufe fort und dächte ich darüber nach, würde ich mich wohl relativ ärmlich und heimatlos fühlen im konventionellen Sinne, ohne Auto, das ich putzen könnte, ohne Garten oder Balkon, auf dem ich wirken müsste je nach Jahreszeit und mit weitgehend reduzierten Verpflichtungen, die möglichst alle Zeit frei lassen, um den Gedanken Raum zu geben, eine Richtung zu finden. Eine Richtung jenseits der Konventionen vielleicht oder mit ihnen dahin, wo ich mich wohlfühle. Nun sollte ich vermutlich, wäre ich ein Guru, sagen, seitdem ich dies oder das erkannt habe, bin ich glücklich  und dies sei also der Weg dahin. Nichts als nachdenken und den Ideen und Gedanken Raum zu geben, damit sie ihren Weg dazwischen finden, klingt für mich erstmal paradiesisch, ob es die Kompensation der real existierenden Einsamkeit ist oder der Mangel an Alternativen, ist damit noch nicht geklärt, fraglich nur, ob es wichtig ist, dies zu wissen, um glücklich zu sein, wenn  ich mit dem, was ich habe, der glücklichste Mensch bin, oder mich zumindest dafür halte, da ich das Leben lebe, was mir entspricht, ob es so unkonventionell noch bürgerlich ist, wäre die letzte Frage, wenn sie mich interessierte, wäre meine Identifikation mit der Bürgerlichkeit irgendwie höchst konventionell, wenn ich aber das Glück vor die Konvention am Ende stelle, es mir egal wäre, ob es nun konventionell ist oder nicht, könnte die Chance glücklich zu bleiben, am größten sein, egal, was ich am Sonntag lieber tue.
jt 26.10.14

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Bürgerlust II

Um zu wissen, was Lust am Sein des Bürgers ausmacht, scheint es mir klug, vorab einen Blick in die Geschichte zu werfen, um von dort aus zu verstehen, wie es wurde, was es ist und was wir daraus machten im Licht der Geschichte. Dass dies eine zutiefst bürgerliche Herangehensweise im Denken wie in der Systematik ist, könnte der Betrachtung hinderlich sein, sofern wir annehmen, wer etwas ist, oder als Teil von etwas, das selbige, aus dessen Art betrachtet, kann nur ein Bild liefern, das notwendig subjektiv, relativ unvollkommen, nie einen objektiven Horizont gibt. Versuchte ich darum, objektiver zu schauen, weniger bürgerlich also, bestünde vielleicht die Chance einer neutraleren Betrachtung, die allerdings relativ teilnahmslos bliebe. Ich schriebe nur als einer, der keine Ahnung von dem hat, worüber er schreibt, jedenfalls kein Gefühl dafür hätte. Da ich so bürgerlich bin, wie ich groß wurde und sie in meiner Familie seit vielen Generationen groß wurden und vermutlich Enkel und Urenkel, so es sie noch gibt, die Familie als Idee, groß werden, kann ich nur so schauen, wie ich es lernte. Ich bin also Teil meiner Betrachtung, nehme nicht für mich in Anspruch, objektiv zu sein, was immer das wem sein soll, sondern schreibe aus interner Sicht auch über ein Lebensgefühl, das ich nun historisch betrachte und tue das im möglichst ernsthaften Ton, um mich vor mir für mein nur schreibendes Tun zu rechtfertigen, womit wir schon ethisch, moralisch im Thema wären, aber dazu später, da es zunächst um die historische Entwicklung des Begriffs des Bürgers geht und wie daraus die Bürgerlichkeit als Lebensgefühl wuchs, was nun, wie eingestanden, nicht objektiv ist, aber doch einem gewissen Formalismus genügt und damit der Sache aus sich heraus dienlich sein könnte - ich schreibe bürgerlich, um den Bürger und sein Wesen zu verstehen, bin damit zumindest formal dem Wesen sehr nah, Nähe erkennt das Detail und somit vielleicht wesentliches, aber dazu später. Nach der historischen Einordnung dessen, was ein Bürger war und ist, verorte ich mich und die Tradition meiner Familie erzählend darin, um zu fragen, was von dem Begriff der Bürgerlichkeit in der klassenlosen Gesellschaft blieb.
Der Bürger und wie wir ihn begreifen, hat seine historischen Wurzeln im antiken Griechenland. Nach Aristoteles Definition war der Bürger, durch seine Teilhabe am Richten und an der Herrschaft bestimmt. In der Demokratie Athens des fünften vorchristlichen Jahrhunderts bedeutete dies, Bürger war, wer an den Gerichtshöfen als Richter fungieren und an den mindestens viermal im Monat stattfindenden Volksversammlungen, in denen über alle wichtigen Fragen der Polis entschieden wurde, teilnehmen konnte. Vom griechischen πολίτης – polites abgeleitet ist auch unser heutiges Wort Politik, πολιτεία – politeia = ‚das, was den Bürger und die Stadt betrifft, also ist dies eine zutiefst bürgerliche Sache und Frage, sich zu verwalten und sich um die Verwaltung der Gemeinschaft zu kümmern. Bürgerlich wäre danach, wer sich engagiert, was ein neues Licht auf ein oft mißbrauchtes Wort werfen könnte, insofern es mehr um das ob als das wie geht, wären danach viele bürgerlich, die das nie sein wollten.
Die der griechischen folgende bürgerliche Hochkultur, war die Roms, deren Wirkung Europa bis heute prägt. Ein Blick auf ihre Struktur ist für unser Verständnis vom Bürger erhellend. Verständnis ist Aufklärung, diese macht frei und ist also Bedingung der gesuchten Lust am bürgerlichen Leben. Das römische Bürgerrecht war anfangs wie in den griechischen Poleis nur auf die Einwohner der einen Stadt Rom und die Bauern der umgebenden Landstriche beschränkt. Daneben existierten die Stadtrechte anderer Städte. Es war ein Geburtsrecht, das den jungen Männern zusammen mit der Toga virilis verliehen wurde. Der Civis, also der Alteingesessene, durfte im Gegensatz zum Zugezogenen, Gast und zum Bundesgenossen an der Volksversammlung und an der Wahl teilnehmen, wobei die Stimme abhängig von Vermögen und Wahlbezirk unterschiedliches Gewicht hatte. Er konnte auch selbst Ämter übernehmen, wenn er genügend Geld dafür hatte. Seine Geschäfte, auch mit Nichtrömern, waren durch die römischen Gesetze geschützt, und sollte er in Schwierigkeiten geraten oder eines Verbrechens angeklagt werden, so konnte er sich auf Vorrechte berufen. Er war zum Kriegsdienst verpflichtet, wenn er in der Lage war, seine Ausrüstung selbst zu stellen. Der römische Civis durfte nur Römerinnen heiraten, was übrigens auch ein Grund war, weshalb die Ehe zwischen Marcus Antonius und Cleopatra als Skandal gesehen wurde. Die Bürger wollten also eine relativ inzüchtige geschlossene Gemeinschaft bleiben, wie klug das auch immer war.
Den Peregrini und Socii war es durchaus möglich, für persönliche Verdienste besonders im Krieg das Bürgerrecht verliehen zu bekommen. Auch Freigelassene konnten das Bürgerrecht erhalten, meist zusammen mit der Freilassung. Mit dem Bürgerrecht erhielt der Neubürger den Namen dessen, der es ihm verliehen hatte, und wurde zu dessen Klient.
Mit der Ausbreitung des römischen Einflussgebietes erhielt das römische Bürgerrecht einen höheren Status als die Bürgerrechte der eroberten Städte. Diese Bundesgenossen waren zwar verpflichtet, als Hilfskräfte an den römischen Kriegen teilzunehmen, besaßen aber weder Mitbestimmungsrechte noch die Privilegien, die römische Bürger genossen, wie z. B. eine gewisse Immunität vor Gericht und die Möglichkeit, in die besser bezahlten Legionen einzutreten. Dieser Zustand, von Pflicht ohne Recht führte zum Bundesgenossenkrieg (91–88 v. Chr.), der allen italischen Stämmen zwischen Po und Golf von Tarent das volle römische Bürgerrecht einbrachte. Ein Sieg machte sie zu Bürgern, eine spannende Konstellation auf dem Weg zur Freiheit und das auch jenseits der Stadt und hier mischt sich der Bürger einer Nation mit dem der Stadt. Das Selbstverständnis der Bürger ging über die enge Gemeinschaft hinaus.
Nichtitaler konnten das Bürgerrecht für sich und ihre Nachkommen erwerben, wenn sie nach Ableistung der vollen Zeit als Auxiliarkräfte ehrenvoll aus der Armee entlassen wurden. Auch wurde den Anführern eroberter Gebiete das volle Bürgerrecht verliehen, um sie an das Römische Reich zu binden, hier verband sich imperiale Politik mit Innenpolitik in einer Weise, die dem Reich half, sich zu reformieren und stark zu bleiben.
Mit dem Ende der römischen Republik endete auch das bürgerliche Mitbestimmungsrecht, obwohl der Senat und die Ämter offiziell weiterexistierten. Civis zu sein bedeutete jetzt nur noch einen sichereren Rechtsstatus und die Möglichkeit in die Legionen einzutreten. Ersteres wurde schon bald zugunsten der Bevorzugung der Reichen vor den Armen aufgeweicht, womit sich Freiheit mit Besitz verband, was eine logische contra dictio eigentlich ist, da Besitz gerade bindet und Freiheit nimmt, aber zur Ordnung ruft und zu guten Bürgern macht.
Im Jahr 212 erteilte Caracalla mit der Constitutio Antoniniana allen Einwohnern des römischen Reiches das Bürgerrecht, einerseits um die Identifikation der verschiedener Völker mit dem Reich zu fördern, andererseits um leichter neue Legionäre rekrutieren zu können, dies war kurz vor dem Untergang aus verschiedenen Gründen nötig, aber es zeigt sich, das globale Recht aller, verlor für die römische Elite an Wert und die es verteidigen sollten, wurden immer weniger. Die Ausdehnung, die das Reich zunächst stabilisieren sollte, bewirkte das Gegenteil und es war nichts mehr wert, Römer zu sein, es wurde zur bloßen Pflicht.
Über das Verständnis der Bürger in ihrer Rolle in der nun folgenden Übergangszeit mit dem Zerfall des römischen Reiches und der Völkerwanderung, gibt es wenig Aufzeichungen außer aus Klöstern, die ja eine Sonderrolle spielten als geistliche Herrschaften und in denen es wengier um bürgerliche Freiheit als um Gottesdienst ging
In der mittelalterlichen Verfassung, also zu einer Zeit, als es wieder eine Ordnung gab, nachdem die Roms verfiel, war ein Bürger einer Stadt ein vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft, der alle Rechte und Pflichten genoss. Die übrigen Bewohner des Ortes hießen Inwohner oder Beisassen. Im Frühmittelalter besaßen zunächst nur die Mitglieder der städtischen Oberschicht, die aus ratsfähigen Familien stammten, das Bürgerrecht. Später weitete sich die Bürgerschaft aus, bis zunehmend auch Einwohner ohne Immobilienbesitz das Bürgerrecht erhalten konnten, oder Beisassen eigene Beisassenrechte eingeräumt wurden, die sich nur geringfügig von den Rechten der Bürger unterschieden.
Wichtigste, im Früh- und Hochmittelalter unabdingbare Voraussetzung für die Bürgerschaft, war der Immobilienbesitz, genauer der Besitz eines grundsteuerpflichtigen Anwesens innerhalb der Gemeinde oder Stadt. Besitzer von kleinen Häusern, die auf den Grundstücken der Bürger errichtet waren, waren damit zunächst vom Bürgerrecht ausgeschlossen. Die Anzahl der Bürger war damit im Vergleich zur Zahl der Einwohner vergleichsweise klein. Weitere Voraussetzungen waren die ehrliche Geburt, das heißt, dass sie ehelich geboren sein mussten und nicht von Henkern, Totengräbern und sonstigen „unehrlichen“ Berufen abstammten, ein Mindestvermögen und die Tatsache, dass sie zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht in Rechtsstreitigkeiten verwickelt waren. Eigentum verpflichtete also und begünstigte zugleich, machte erst zum Bürger und in dieser Rolle aber auch eindeutig unfrei. Wer ein persönliches Interesse am Bestand der Stadt hatte, weil sie auch ihm gehört, bekam Rechte, Dasein allein genügte nicht. Fraglich inwieweit wir uns unter dem Diktat der Banken wieder dieser Situation indirekt immer mehr nähern und inwieweit der demokratische Staat hier eine Schutzpflicht hätte. Auch ein interessanter Exkurs wäre, warum die Henker und Totengräber als Bürger unehrlich waren oder als solche galten und was das für eine Gemeinschaft bedeutet, die töten lässt, aber dies zugleich unehrlich nennt.
Der Titel Bürger, in alten Aufzeichnungen wie Matrikeln oft lateinisch civis genannt, war kein Titel, der vererbt oder auf Lebenszeit vergeben wurde. Vielmehr musste er beantragt werden und wurde bei Vorliegen der entsprechenden Voraussetzungen gewährt. Diese Aufnahme in die Bürgerschaft wurde in der so genannten Bürgerrolle dokumentiert, wobei auch eine entsprechende Gebühr, das Bürgergeld, fällig war. Dieses Bürgergeld konnte auch gestundet werden – eine Maßnahme zu der Städte dann griffen, wenn sie Neubürger anwerben wollten. Rechtskräftig wurde die Aufnahme erst mit der Teilnahme des Neubürgers am Gesamtschwur, der meist beim Zusammentreten eines neu formierten Stadtrates von der gesamten Bürgerschaft geleistet wurde.
Bei Wegfall der Voraussetzung, insbesondere dem Verkauf oder der Übergabe des Hauses, welches das Bürgerrecht begründete, verfiel das Bürgerrecht wieder und der Bürger kehrte auf den Status eines Einwohners zurück. Was in heutigen Zeiten hoher Mobilität zu interessanten Ergebnissen führte hinsichtlich kommunaler Mitbestimmung. Ein immobiles Freiheitsrecht lässt auch auf einen sehr gebundenen Begriff von Freiheit schließen, der unserem heutigen kaum vergleichbar ist.
Wenn also der Sohn eines Ackerbürgers das väterliche Anwesen übernahm, konnte er damit das Bürgerrecht beantragen, das damit dem Vater verloren ging. Viele Handwerker ohne Nachfolger innerhalb der Familie verpachteten ihren Betrieb an einen Inwohner, blieben aber als Eigentümer noch Bürger. Häufig verkauften sie später das Anwesen an den Pächter unter Einräumung eines Wohnrechtes. Damit kehrte sich der Status um: der neue Eigentümer erhielt das Bürgerrecht, der alte wohnte als Inwohner auf dem Anwesen. Womit sich zeigt, Bürger war keine Qualität, die an Eigenschaften lag, sondern allein am Grund und also irgendwie auch Geld hing. Wo sich zum Glück zumindest etwas änderte im Lauf der Demokratie, wenn sie auch mit der Postdemokratie gerade Gefahr läuft, dies wieder zu verlieren und die Freiheit für Kredite zu verkaufen, aber das wird ein anderes Thema jenseits der Geschichte.
Mit der Aufnahme in die Bürgerschaft gingen verschiedene Pflichten einher, die die Inwohner nicht oder in geringerem Maß betrafen. Diese waren verschiedene Steuern, Wach- und Wehrdienst, Arbeitspflicht bei öffentlichen Bauarbeiten, die Bindung an die städtische Gerichtshoheit. Das Bürgerrecht umfasste neben der oft nach Einkommen abgestuften politischen Teilnahme und der Freiheit gegenüber Grundherren weitere Privilegien. So garantierte die Stadt den Rechtsschutz des Bürgers gegenüber äußeren Forderungen, beispielsweise gegenüber Gläubigern, kaufte Bürger aus der Gefangenschaft frei oder führte für ihre Bürger Fehden, bei denen dann die Bürger oder von ihnen bezahlte Söldner füreinander einstanden. Rechtssicherheit für die Geschäfte also, wie sie bis heute wichtig ist.
Mit dem Pfahlbürgertum, wurde Personen, die außerhalb der Stadt wohnten, ein Teil der Bürgerrechte gewährt, und es gab das Ausbürgertum, mit dem auswärtige Adlige, die Grundbesitz in der Stadt hatten, das Bürgerrecht erwerben konnten. Beide Formen verschwanden im Spätmittelalter. Die Kleriker hatten in den meisten Städten einen Sonderstatus inne, der sie vom Bürgerrecht ausschloss, ihnen aber einige Privilegien gewährte. Im Verlauf des Mittelalters bemühten sich viele Städte um die Einbürgerung der Geistlichen, um die Privilegien der Kirche aufzulösen.
Die Juden besaßen in den meisten Städten seit der Kammerknechtschaft 1236 ein eingeschränktes Bürgerrecht, das oft nur das Wahlrecht zum Stadtrat ausschloss und einen speziellen Judeneid, analog zum Bürgereid, umfasste. Nach den Judenpogromen um 1350 wurde dieses Recht meist nur noch auf Jahresfrist begrenzt erteilt.
Gegenwart
Mit der Verwirklichung der allgemeinen und freien Wahlen in der Weimarer Verfassung von 1918 erhielten erstmals alle deutschen Einwohner des Deutschen Reiches das volle (Staats-)Bürgerrecht. Frauen wie Männer und gleich welcher Religion. Eine revolutionäre Änderung, die zwar im Rahmen der Revolutionen von 1848 schon angedacht, aber nie erreicht wurde
Bis heute ist die Staatsbürgerschaft an das ius sanguinis gekoppelt, das heißt der volle Umfang aller staatsbürgerlichen Rechte (insbesondere Wahlrecht, Freizügigkeit, konsularische Unterstützung im Ausland) und Pflichten (z. B. Steuern und Abgaben, Meldepflicht oder Achtung von Gesetzen wie der Straßenverkehrsordnung) ist, bis auf wenige Ausnahmen des Einbürgerungsrechtes, vornehmlich an die Abstammung bereits deutscher Eltern gebunden. Durch die erweiterte Form des Staatszugehörigkeitsrechtes für Minderjährige nicht-deutscher Herkunft erlangen diese jedoch bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres einen Rechtsstatus, der sich den minderjährigen Deutschen annähert, die ja auch noch keine vollen Bürgerrechte genießen.
Im heutigen Sprachgebrauch wird der Ausdruck Mitbürger häufig zur Unterscheidung vollrechtlicher Deutscher und eingeschränkt berechtigter Nicht-Deutscher verwendet. Bundeskanzler Helmut Kohl unterschied in der Neujahrsansprache 1993/1994 „Mein herzlicher Gruß am heutigen Abend gilt Ihnen, liebe Landsleute, und unseren ausländischen Mitbürgern …“. Diese Unterscheidung nutzte auch der unterfränkische Regierungspräsidenten Paul Beinhofer am 6. Februar 2007 beim Empfang des Integrationsforums Miteinander leben – voneinander lernen, hier in der Differenzierung zwischen „ausländischen Mitbürgern“ und (deutschen) „Spätaussiedlern“. was noch deutlich auf das tiefsitzende Verständnis eines Blut- und Bodenrechtes schließen lässt, was den Notwendigkeiten eines Landes, das auf Einbürgerung angewiesen ist, wenn es nicht schrumpfen will, allein um seine sozialen Strukturen zu erhalten. Hier wird es wieder spannend inwieweit wir es uns leisten können weiter Bürger erster und zweiter Klasse zu unterscheiden oder doch allen, die zum Funktionieren des Staates beitragen, in dem sie hier Steuern zahlen und als Bürger nur eben mit halbem Recht leben, die vollen Bürgerrechte zu gewähren, um eine langfristige Integration der Gemeinschaft als Solidargemeinschaft mit Teilhabe zu ermöglichen. Eine sehr politische Frage, die hier etwas weit führte, aber viel mit dem Verständnis von Bürgerlichkeit und Freiheit zu tun hat.
Die Definition des Bürgers ist auf der Ebene der Kommunen ein klar definierter Begriff. Auch wenn er in den einzelnen Gemeindeordnungen in unterschiedlicher Weise umschrieben wird, bestehen im Kern keine wesentlichen Unterschiede. Bürger ist, wer Deutscher im Sinne des Artikels 116 des Grundgesetzes ist oder die Staatsangehörigkeit eines anderen Mitgliedsstaates der Europäischen Union besitzt, das 18. Lebensjahr (in einigen Ländern das 16. Lebensjahr) vollendet hat und seit mindestens drei Monaten in der Gemeinde wohnt. Wer in mehreren Gemeinden wohnt, ist Bürger nur in der Gemeinde, in der er seinen Hauptwohnsitz hat.
Somit gibt es letzte Elemente der alten ständischen Gliederung: Bürger haben alle Rechte und Pflichten eines Einwohners, jedoch zusätzlich das aktive und passive Stimmrecht bei Gemeinderatswahlen und sonstigen Gemeindeangelegenheiten (Bürgerbegehren, Bürgerentscheid, Anhörung bei Gemeindegebietsänderungen) sowie die Pflicht, eine ehrenamtliche Tätigkeit in der Gemeinde anzunehmen und eine gewisse Zeit auszuüben, wenn keine Hinderungsgründe bestehen.
Der Begriff „Bürger“ ist in der Schweiz ein klar definierter juristischer Begriff. Das Bürgerrecht ist hier ein von einer Gemeinde verliehenes Recht, das vererbbar ist – siehe auch Schweizer Bürgerrecht. Die Begriffe Einwohner und Bürger sind deshalb nicht identisch. Grundsätzlich hat der Schweizer ein Gemeindebürgerrecht und daraus folgt der Kantonsbürger oder Schweizer Bürger. Die von der Einwohnergemeinde oft separaten Bürgergemeinden (teils auch Burgergemeinde genannt) sind eigenständige Körperschaften mit Behörden, Vermögen und Rechnungslegung. Diese Bürgergemeinden sind Nachfolger der mittelalterlichen Gemeinden; sie mussten spätestens mit der Bundesverfassung von 1848 Teile ihrer Kompetenzen abgeben. Die Regelungen divergieren von Kanton zu Kanton.
Nun habe ich versucht, einen kleinen Überblick über das zu bekommen, was wir heute Bürger nennen, es ist ein erster Schritt auf dem Weg zum Verständnis von heutiger Bürgerlichkeit, wie diese zu bewerten ist, für mich persönlich und als ethisches Gut in der Gemeinschaft. In der heutigen Parteiendemokratie wird viel durch eben diese Parteien in der Verwaltung der Kommunen, in denen die Bürger leben bestimmt. Das Leben findet auf mehreren Ebenen statt.
In Berlin, lebe ich in einem Kiez, das nähere persönliche Umfeld, in dem ich fußläufig meine Einkäufe hier städtisch erledigen und zugleich auch ausgehen kann, ein nahes soziales Umfeld, noch ohne größere juristische Regelung. Diese findet sich auf der Ebene des Bezirks, in dem ich gemeldet bin beim Einwohnermeldeamt als Bürger eines Bezirks der Stadt, die aus vielen Dörfern besteht. Mein Dorf nennt sich Pankow, auch wenn ich in Prenzlauer Berg lebe und wert darauf lege, weder in Weißensee, noch in Karow, Buch oder Pankow zu leben, was eben Dörfer am Rande sind, bin ich nun formal Pankower Bürger und der frühere Bezirk Prenzlauer Berg ging in dem anderen auf, bildet mit ihm eine Verwaltungseinheit mit einem Bürgermeister und einer Bezirksverwaltung deren Ämter über die Bezirke verteilt sind. Dieses neue fusionierte Dorf hat fast 300.000 Einwohner, was anderen Städten im Land schon genügte, sich ziemlich groß zu fühlen. Dennoch leben alle Bürger in ihren Kiezen, selten ziehen sie über die Grenzen in den anderen, auch wenn es heute etwas häufiger vorkommt als zu früheren Zeiten, um noch finanzierbaren Wohnraum zu finden, versuchen die Menschen, die Bindung zu ihrem Kiez zu erhalten, dort sind sie verwurzelt und so geht es auch mir und ging es mir an den Plätzen, an denen ich hier im Laufe der Jahre wohnte.
Als leidenschaftlicher Museumsbesucher überschreite ich auch mal die Grenzen meines Kiezes, was der Berliner sonst eher zu vermeiden versucht, zumindest soweit er in seinem Bezirk alles findet, was er zum Leben braucht, da die Museen sich eben über die Bezirke verteilen und für Besuche bei Bergguen oder in der Sammlung Scharf-Gerstenberg, begebe ich mich sogar mal nach Charlottenburg, tief im Westen, was mir sonst immer eher fern liegt. Wie schon oft beschrieben, zeigt sich die Unterschiedlichkeit der Bürger der je Bezirke schon oft auf den ersten Blick, fraglich wäre, ob dies auch für ihr Verständnis als Bürger und ihre Rolle gilt.
Treffen sich Berliner anderswo, sind sie Berliner und sich oft erstaunlich einig, bis es ins Detail geht, dann werden die Unterschiede deutlich und die Einigkeit schwindet schnell der Konkurrenz. Berlin hat verschiedene Ebenen der bürgerlichen Identität und das macht die lokale Betrachtung für den Begriff der Bürgerlichkeit so spannend, dass ich dieser lieber noch ein eigenes Essay widme. Nur soviel an dieser Stelle zum Ende der Geschichte der Bürgerlichkeit, die sich sonst in Details des aktuellen verliert, es gibt die Kiezbürger, die so unterschiedlich sind, wie die Städte, die als Berlin 1920 zusammengefasst wurden. Durch die Teilung hat sich auch ein unterschiedliches Verständnis der Berliner Identität entwickelt, die sich zwar als eine Stadt sehen, auch wenn das, was West-Berlin einmal war, historisch nie Berlin war, sondern vor der Stadt lag, gibt es auch ein unterschiedliches Verständnis für die verschiedenen bürgerlichen Institutionen der Bürgerlichkeit in Berlin.
Viel aus dem, was Berlin ausmacht und warum welche Bezirke gerade wie sind, lässt sich erst aus der Geschichte der Stadt verstehen, führte hier aber zu sehr zu einem Berlin Essay, worum es ja auch nicht gehen sollte, wenn auch die Bürgerlichkeit in Berlin und ihr Verständnis noch Gegenstand eines späteren Essays werden könnte, es gibt einfach viel zum Thema Bürgerlichkeit und dem Verständnis davon her, auf die geteilte Stadt und ihre seltsamen Wege zu schauen, die auch historisch ein völlig anderes Verständnis von bürgerlicher Freiheit und Verantwortung auf der anderen Seite begründen und auch wenn hier teilweise Grenzen schon verschwimmen an den Rändern, zeigt sich doch im Kern, die Identität ist lokal geprägt und das macht mehr im Leben aus, als es dem Betrachter von außen möglich scheint.
Geboren in Bremen und von mütterlicherseite her eng mit den Traditionen der dortigen Bürgerlichkeit auch verbunden gewesen, von der Bremer Eiswette bis zur Schaffermahlzeit an der mein Urgroßvater als Unternehmer noch teilnahm, hat Bremen als alte Hansestadt viel von bürgerlicher Tradition und Identität in seinen Traditionen bewahrt, zu denen auch die Verbundenheit zum dortigen Fußballverein Werder Bremen gehört, wie schlecht auch immer seine Lage gerade sein mag.
Es gibt vor dem alten Bremer Rathaus noch den Roland. Diese Figur, die längst Weltkulturerbe wurde stammt aus dem Jahr 1404 in seiner Steingestalt, vorher gab es noch eine wesentlich ältere Holzfigur, die Roland den Heerführer darstellt, den Neffen Karls des Großen, der auf seinem Schild die Reichsfreiheit Bremens als eben freie Stadt im Reich verkündet, die nur dem Kaiser Untertan ist und er rät den Bremern für diese vom Kaiser gewährte Freiheit Gott zu danken. Sein erhobenes Schwert stand für die Gerichtsfreiheit der Stadt und damit für einen ganz wichtigen Punkt der bürgerlichen Freiheit, die für den Reichtum der Hansestadt von großer Bedeutung war, die über die Weser direkten Zugang zur Nordsee und damit zum Handel mit den Niederlanden, England und manchen mehr hatte.
Zu Füßen des Rolands findet sich eine Figur jenes Krüppels, der im Jahre 1032 das Gelände umkrochen haben soll, das die Gräfin Emma der Stadt als Bürgerpark geschenkt hat, der es heute noch ist und in dem ich meine ersten Schritte insoweit ganz bürgerlich unternahm. In diesem Bürgerpark befindet sich heute auch das Parkhotel, mit dem ich auch verschiedene familiäre Traditionen verbinde, da nicht nur meine Eltern dort heirateten, mein Großvater und meine Großmutter all ihre runden Geburtstage dort feierten, sondern auch meine Mutter dort einmal arbeitete, bevor ich ihre volle Aufmerksamkeit forderte und es dann irgendwann von Bremen weg nach Frankfurt am Main ging.
Auch das ist wieder eine Stadt voller bürgerlicher Traditionen, die ein eigenes dickes Buch füllen könnten, warum ich hier nur einige zufällig auswählen will, die mir persönlich sehr nahe waren. Als erstes war dies der Stadtwald, in dem die Bürger flanierten und der sich weit gen Süden erstreckte, die Lunge der Stadt, die zu Frankfurt gehörte und nicht wie die im Taunus gelegenen Gemeinden Bad Homburg oder Kronberg nur Vororte waren, die besucht wurden, er gehörte zur Stadt und wurde belebt und ich habe viel die Freiheit dieses Waldes genossen, in dessen Nähe ich in Schwanheim groß wurde, denn was konnten wir dort nicht alles machen. Vom Hüttenbau bis zur Bunkereroberung oder der Munitionssuche am nahen Schießplatz. Sehr früh lernte ich auch die beiden aus Bürgerstiftungen hervorgegangenen großen Frankfurter Museen kennen. Das Städel, die Gemädesammlung Frankfurts voller schöner Meisterwerke, in der ich meinen ersten und ich glaube auch letzten Malkurs besuchte, denn die Verteilung der Talente scheint manchmal gerecht, was ich schreiben kann, geht mir dafür an bildnerischem oder musischem Talent ab. Aber die schon frühe Bindung zu diesen Bildern ist besetehen geblieben und und die Liebe zu Museen. Jeder Besuch im Städel ist ein Besuch bei alten Freunden und wie war ich enttäuscht als mich bei meinem ersten Besuch nach dem Umbau nicht mehr der Goethe von Tischbein mit den zwei linken Füßen begrüßte, der für mich immer das Städel und den Weg in diese Sammlung begründet hatte, der nun gerade in der wunderbaren Ausstellung über Deutschland vom genialen Neil MacGregor im British Museum zu London hängt als Leihgabe. Mein Vater ist schon lange Mitglied im Städeverein, auch wenn die Eltern schon längst nicht mehr in Frankfurt wohnen, aber es ist eben eine Tradition, wie er der Universität verbunden blieb, an der er studierte, promovierte und sich habilitierte. Die andere museale Tradition mit enger Bindung ist die Stiftung Senkenberg und das Senckenberg mit seinen riesigen Dinos und seinen Unmengen an ausgestopften Tieren und ägyptischen Sakophagen war ein Kindertraum und auch dieser Stiftung gehört mein Vater als Bürger irgendwie als Mitglied an. Erinnere mich genau an die jeweils monatilich erscheinenden Mitteilungen der senckenbergschen Gesellschaft, die häufig auf dem Klo lagen und in denen es immer auch Bilder von neuen Ausgrabungen gab. Mein Vater arbeitete auch irgendwie mit diesem Museum zusammen, jedenfalls hat er zu der Zeit, als Röntgengeräte noch eher nur in Kliniken standen für das Senckenberg viele Fossilien geröntgt und so kam ich als kleiner Junge in den Genuss etwa das in der Frankfurt nahen Grube Messel gefundene Urpferdchen oder den Archaeopterix von ganz nahem zu sehen. Sonntägliche Besuche mit Familie und Freunden in diesem Museum bei denen mein Vater aus seinem riesigen Vorrat an naturwissenschaftlichem Wissen schöpfend, Geschichten erzählte, gehören zu den Höhepunkten meiner kindlichen Erinnerung, wenn auch nicht ohne ein gewisses Gruseln vor  den Mumien oder den ausgestopften Tieren und der Angst in diesem Museum mit den Dinosauriern und Mumien eingeschlossen zu werden. In Erinnerung an bürgerliche Frankfurter Traditionen ist noch das Rathaus am Römer und die Feierlichkeiten, wenn etwa Freunden ein Orden verliehen wurde oder natürlich der dortige Weihnachtsmarkt, der sich bis zur nahen Paulskirche erstrecke, unweit der dann der Bunderechnungshof lag und noch liegt, jener Institution in der mein Großvater wiederum als Ministerialrat tätig war und die Finanzen des Bundes prüfte nachdem er vorher zu Brüssel und Paris die der NATO geprüft hatte als dann noch Diplomat irgendwie, aber das ist schon über vierzig Jahre her und entzieht sich fast der aktiven Erinnerung. Es gibt auch in Frankfurt zahlreiche weitere Orte traditioneller Bürgerlichkeit und die Paulskirche in der heute noch der Friedenspreis des deutschen Buchhandels zur jährlichen Buchmesse verliehen wird, die auf dem Weg vom Römer zum Bundesrechnungshof des Großvaters liegt, ist nur das prominenteste davon, als Sitz des Parlamentes nach der ersten bürgerlichen Revolution von 1848, die mitten ins Biedermeier fiel, jene Epoche zwischen Wiener Kongress und Reichsgründung, die den bürgerlichen Stil zur Mode erhob auch an den Höfen.
Zu dieser Zeit lebte die väterliche Familie noch in Gotha, die mütterlichen Linien teilten sich zwischen Hannover und Bremen auf. Ururgroßväter waren Hofbibliothekare beim dortigen Herzog und es gab da eine beamtische Tradition, auch wenn es gerüchteweise wohl ein Gut gab, zu dem im Rahmen der Unruhen von 1848 nach einer Anekdote des Großvaters, der Titel abgelegt wurde, weil einer der Vorfahren zu den eher revolutionär gesinnten Parlamanetariern in der Paulskirche gehörte, nach welchem Gasthof sich sein Kreis auch immer bennante - habe dies weder weiter verfolgt noch im Gotha oder sonstigen Archiven Belege dafür gefunden, aber es ist auch egal, ob es eine bürgerliche Tradition bis in das Jahr 1280 gab, aus der das Wappen der Familie stammt oder eine womöglich junkerliche, wovon ich als Bürger mal Abstand nehme oder doch nur eine irgendwie frei bäuerliche. Irgendwann wurde die eigene Familie bürgerlich und bekannte sich stolz dazu, forschte unter den Ahnen, freute sich mit Arnoldis und Spohrs verwandt oder verschwägert zu sein und genügte sich im übrigen selbst zwischen Aufstieg und Untergang und zutiefst bürgerlicher Tradition.
Beobachte ich meine Familie historisch sehe ich, dass es in der geraden Linie eine Abneigung gegen die Mitgliedschaft in Parteien gab, was es mit dem angeblich noch junkerlichen aber dann doch revolutionären Vorfahren in der Paulskirche auf sich hat, weiß ich nicht und spielt jetzt auch keine entscheidende Rolle. Es wurde gewählt, eher konservativ, bürgerlich, vielleicht liberal, darüber wurde nicht konkret sondern nur im Allgemeinen gesprochen, da das Wahlgeheimnis hoch geachtet wurde, aber sie waren in keiner Partei. Diese Tradition brach ich eine zeitlang als Sozialdemokrat nach dem Tod meiner Großväter, die das zu Lebzeiten sicher kaum verziehen hätten, um mich dann doch wieder aus dem System der Parteien in Tradition der Familie zu lösen.
So ganz konsequent war das wohl auch nur im nächsten Umfeld, da der Bruder meines Großvaters als früher Pastor ein engagierter Nazi in regional hoher Position wurde, bis er kurz vor Kriegsende wieder unter den Mantel der Kirche kroch, was ihm mein Großvater nie verzieh, der nach dem 20. Juli 1944, da sein Name entfernter auf den Listen Gördelers stand, wegen einer angeblichen Unterschlagung, die er nach dem Krieg widerlegen konnte, degradiert wurde und an die Ostfront geschickt wurde, während die einen Bremer Urgroßeltern nach einem Gerücht meiner Großmutter, dessen Wahrheitsgehalt ich nicht überprüfen möchte, weil sie mir so gut gefällt, ein jüdisches Ehepaar versteckten und damit retteten bis zu seiner Flucht und der andere Urgroßvater, der seinerseits als Fabrikant Ostfriesland elektrifizierte und noch im vorigen Weltkrieg mit Richthofen in einer Staffel geflogen war, einen Tag wohl tatsächlich ins Gefängnis  wanderte, bis ihn seine Arbeiter wieder herausbrüllten, weil er seinen jüdischen Bankier bei dessen Verhaftung und Abführung durch die SA freundlich mit Handschlag begrüßte.
Völlig unbeteiligt an diesem Mut meiner Großväter und Urgroßväter erfüllt mich diese Tradition doch mit einem gewissen Stolz, auch wenn er keinen Grund in mir hat und steht für eine neue demokratische Bürgerlichkeit, die sich jenseits aller Parteien als stolz und engagiert begriff. Bürger die ihren Staat auf viele Weise trugen und widerstanden, wo Gehorsam ihnen nicht zur Ehre gereichte. Dies preußische Verständnis von Ehre und Bürgerlichkeit, wie es sich auch auf dem Grabspruch des von der Marwitz findet, ist ein Stück Identität und bindet die Traditon in die Gegenwart ein, als ein seiner Gemeinschaft verantwortlicher Bürger, der in Traditionen denkt, sich aus ihnen definiert und einen hohen Wert auf Freiheit legt.
Diese Traditionen zeigen sich in noch zwei familiären Anekdoten. Der Großvater der väterlichen Linie etwa legte großen Wert darauf, ein preußicher Kadett gewesen zu sein nach dem frühen Tod seines Vaters 1914 in Frankreich. Andererseits legte er dabei genauso viel Wert darauf, dass er aus Lichterfelde beinahe wegen einer Frauengeschichte geflogen wäre, was dem Preußentum einen sehr menschlichen Anstrich gibt und sein Verständnis von Bürgerlichkeit erläutert. Schon irgendwie konservativ, deutschnational und kaisertreu irgendwie aber doch auch ironisch dabei und mit viel Abstand dazu, es auf der Konsenslinie eines eigentlich Preußen als Bundesbürger ironisch betrachtend und wert darauf legend, nie ein Nazi gewesen zu sein. Die andere Geschichte erzählt von der Beerdigung des Bremer Großvaters, der auch mit Gott und Kirche eher nichts am Hut hatte, spätestens jedenfalls nach seinen fast zehn Jahren in russischer Gefangenschaft, der die eher kaisertreue Linie meiner Großmutter, die noch in Hannover geboren war, eher belächelte. Auf dieser Beerdigung, die weitgehend seinem Wunsch entsprechend auf alle Kränze und Blumen verzichtete und lieber für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger spendete, sprach kein Pastor, dass wollte er nicht, sondern zwei Club Kameraden aus dem Club zu Bremen, einer auch sehr bürgerlichen typisch bremischen Institution unter dem Schütting, der alten Börse, direkt gegenüber dem Bremer Rathaus gelegen, in dessen Etablissement wir auch manchen Geburtstag feierten.
Die Großmutter dagegen, aus Hannover stammend, als Kind Nachbarin von Hindeburgs, die noch mit ihrer hugenottischen Grandmere französisch sprach und als junges Mädchen ihre Erziehung als Dame in einem Londoner Mädchenpensionat vervollkomnete, worauf sie großen Wert legte, und die damals bei Lady Storry, die junge Elisabeth als Mädchen im Garten nebenan spielen sah, war deutschnational und nach der Revolution noch kaisertreu geprägt. Sie erzählte immer wieder gern von ihrem Mädchenstreich, damals schon Gymnasiastin bei Kippenberg in Bremen, wie sie anläßlich des Maiaufzuges der Arbeiter auf den Dachboden der Schule kletterte und die Schwarzrotgoldene Fahne einzog, um die in Schwarzweißrot aufzuhängen, was, nachdem der Streich der beiden Mädchen aufflog, der für große Empörung sorgte, sicher den Schulverweis zur Folge gehabt hätte, wenn nicht mein Urgroßvater dies mit dem Direktor von Kippenberg im Club geklärt hätte. So war auch ihre Freundschaft zu Prinzessin Kira und Prinz Louis Ferdinand von Preußen, die auf dem Wümmehof bei Bremen nach dem Krieg lebten, ihr sehr wichtig und auch wenn sie betonte, wie normal bürgerlich ihr Verhältnis war und sie mit der Prinzessin kegeln ging und Spenden sammelte für den Deutsch-Amerikanischen-Freundschaftsverein ihr sehr wichtig. wobei sie wohl das vierhändige Klavierspiel mit Louis-Ferdinand sehr genoss, da beide wohl ausgesprochen musikalisch waren und sie ansonsten als Ehepaare miteinander Bridge spielten, die Kinder zusammen zur Tanzstunde gingen.
Bürgerliches Leben eben, das mich bei der ersten Lektüre der Buddenbrooks vielfach schmunzeln ließ, diesem wunderbarsten Bilderbuch deutscher Bürgerlichkeit in ihrer hanseatischen Ausprägung. Sie waren bieder die Bremer, relativ wohlhabend, schon gebildet aber weit davon intellektuell zu sein, lasen ihren Weser Kurier und hatten eine kleine Büchersammlung, lebten zwischen Bridgepartien, Tennis Club und früher den Ausritten im Bürgerpark. Dabei legte mein Großvater großen Wert auf die hanseatisch bürgerliche Tradition. Meine zeitweise adelige Verlobte, faszinierte meine Großmutter sehr, während es meinen Großvater eher mißtrauisch machte, wie er überhaupt in seiner Bürgerlichkeit zufrieden durchaus mißtrauisch war.
Anders dagegen der Großvater der bürgerlich väterlichen Linie, ein kleiner Mann, der fließend französisch und englisch parlierte, sich als junger Mann seinen Aufenthalt im Paris der 20er als Student der Rechte und der Volkswirtschaft noch als Zigarettenverkäufer auf der Leipziger Messe verdient hatte, war ein aufbrausendes Temperament mit cholerischer Neigung und zugleich unendlicher Liebe und Großzügigkeit. Ein Mann, der die Frauen liebte, angeblich bis er meine Großmutter traf, seine große Liebe, der er auch bis ins Grab relativ treu blieb, die er jedenfalls liebte und mit seiner auch lauten Art kultisch verehrte. Er hielt die Tradition als preußischer Kadett formal hoch, gab sich als Preuße und war doch ein kritischer Thüringer und Bürger der Großstadt, der erst im Alter aufs Land zog. Ein auch Lebemann, der gerne guten Wein trank, viel Wert auf Familie legte und für mich die Brücke zur Tradition der Buddenbrooks darstellte, da einerseits noch im vergangenen Jahrhundert verwurzelt und vieles praktizierend, was uns fremd schon schien, andererseits ein kritischer Geist, mit dem sich auch mit 87, älter wurde er leider nicht, noch kritisch auseinandergesetzt werden konnte und ich gestehe, um so älter er wurde, um so besser, weil die Strenge der Milde wich.
Er war Beamter und Rechnungsprüfer des Bundes aus Überzeugung. Zugleich war er Oberhaupt der Familie, worauf er viel Wert legte, wie auf die Anrede als Grotepater, eine Version von Großvater, was meine älteste Kusine sagen sollte, aber noch nicht aussprechen konnte und was er dann liebte, warum wir ihn von nun an alle so nennen mussten. Er war auch sehr frankophil, liebte seinen kleinen Weinkeller und seine verstecken Cognac Flaschen in seinem kirschhölzernen Arbeitszimmer, verausgabte sich gern schwitzend bei der Gartenarbeit und hier den Wünschen meiner Großmutter folgend. Es war ihm eine Lust, ein Bürger zu sein und wunderbar zeigt sich dies, auch am regelmäßigen abendlichen Abschied vom Tag, den die Familie dann auf der Bank unter dem Apfelbaum beging, um am Ende zum Ausklang Kein schöner Land … zu singen. Von ihm stammen auch Traditionen der Familie, wie sich vor jedem Essen die Hände mit einem Segensspruch und gutem Appetitwunsch die Hände zu reichen, sowie sogar vorab zu beten und dieses kleine Tischgebet ist sogar mir Atheisten so präsent und normal, dass es zu sprechen eher eine familiäre als eine spirituelle Handlung wäre, wenn ich auch zugegeben nur auf das sich die Hände vorab reichen noch Wert bei meiner Tochter gelegt habe, da die andere nette Formalie zu fern lag.
Bürgerlichkeit und das ist vielleicht nach diesen zwei Ausflügen einmal in die Geschichte der Bürger überhaupt und die persönliche deutlich geworden, ist eine Lebensform, die sich aus Tradition und Lust am miteinander speist, die verschiedene Wurzeln hat, die sich doch in einem Konsens findet, der über Bildung und einen Teil der Werte sich erklärt. Bürgerlichkeit ist in der Lust auch eine Freiheit. Ein Sein ohne Adel aber auch ohne Abhängigkeit, das sich gerne ein wenig oben anlehnt, wie sich von unten distanziert ist. Der Bürger ist stolz Bürger zu sein, ist aber sicher kein Arbeiter, kein Bauer und auch kein Adel, auch wenn es eigentlich, zumindest in der Bundesrepublik, keinen Adel mehr gibt, zumindest nicht funktional und der Adel viele bürgerliche Traditionen pflegt, wie auch umgekehrt die bürgerlichen Traditionen in Teilen sich denen des Adels annäherten, warum es hier dahinstehen kann. Es gibt das, was die Bürgerlichkeit ausmacht, formal nicht im Rechtsstaat. Der Bürger als Institut des Rechts ist in der formal klassenlosen Gesellschaft nur die Inhaberschaft bestimmter Bürgerrechte, die nach kurzem Kampf 1918 und nach längerem 1945 für alle Bürger gleich welchem Geschlechts und welcher Abstammung durchgesetzt wurden. Das aber hat nichts mit dem bürgerlichen Lebensgefühl aus Tradition und Familie zu tun, die auch auf Geschichte fußt aber einen eigenen Stand in der ständelosen Gesellschaft bildet. Es gibt die Bürger nicht mehr, die schon im Untergang einer Familie, dem Untertitel der Buddenbrooks untergingen und doch gibt es sie und leben sie von einem Konsens der Traditionen und finden sich untereinander. Sie haben ihre Institutionen, in die wenige von außen eindringen und sind doch oft letztlich nur noch am Brockhaus im Bücherregal festzumachen gewesen. Eine Tradition ohne reale Basis, die sich aus Erinnerung speist und die als solche keinen formalen Rahmen mehr hat, sondern nur noch Bruchstücke dieses Rahmens ihr eigen nennt.
Diese haltlose Existenz und ihre Verortung wird noch Gegenstand der folgenden Essays, deren weitere Ankündigung ich nun lieber unterlasse, wer weiß schon, wann ich sonst tatsächlich dazu komme, sie zu schreiben nebenbei, zumindest habe ich mich auf die doppelte Suche nach den Wurzeln der eigenen bürgerlichen Tradition begeben und sie zugleich versucht, in einen historischen Rahmen zu stellen und damit soll nun an dieser Stelle auch gut sein.
jt 24.10,14

Samstag, 18. Oktober 2014

Bürgerlust I

Warum ist es eine Lust, ein Bürger zu sein, und was heißt überhaupt Bürger sein?

Warum und ob es eine Lust ist, wird kaum mit einem Satz zu beantworten sein und soll darum Gegenstand der folgenden Reihe von Essays sein, die sich mit dem Wesen, wie der Geschichte der Bürgerlichkeit auseinandersetzen, ohne aus den Augen zu verlieren, dass es dabei vorrangig um die Lust an der Bürgerlichkeit geht, wenn es sie denn gibt und nicht schon die Verbindung von Lust und Bürger eine contra dictio ist.

Bürger sind heute alle im Sinne des Gesetzes, da es keine Unterschiede nach Ständen oder Klassen mehr gibt - das bekannte, gebetsmühlenartig vorgetragene Mantra der Egalität im Rahmen politischer Korrektheit, die selbiges schon nahezu egal macht - wir sind alle vor dem Gesetz gleich, Unterschiede nach Herkunft, Vermögen oder Bildung sind dabei ohne Belang für uns und so bekennen sich alle und keiner zum Bundesbürgertum, das weniger eine Identitätsgemeinschaft als eine eben vorgesetzte ist. Ausnahmen bilden die großen Fußballfeste und andere nationale Ereignisse, die kollektiv gröhlend oder schweigend an anderer Stelle, begangen werden, fraglich nur, ob die dabei anwesenden Bundesbürger ihre Identität als Gemeinschaft auch bundesbürgerlich nennen würden.

Sind wir auf der Spur der neuen Bürgerlichkeit, wenn wir auf die Nation als Ganzes schauen, oder bildet das Bürgertum immer eine Elite aus der Mitte des Staates?

Gibt es eine Elite der Mitte überhaupt oder wird da schon die eigentlich nicht Identität der Gruppe zwischen früher Adel, was immer dieser heute nur noch Name gegenwärtigen auch ist, und Bauern oder Arbeitern?

Bevor ich mich in diese schwierigeren Detailfragen vertiefe, das ganze also gut bürgerlich und ordentlich untersuche, beginne ich in mindestens ebenso bürgerlicher Art, wenn nicht sogar par excellence bürgerlich, mit der Frage nach dem Ursprung, der Historie der Bürgerlichkeit, einer kleinen Geschichte der Bürgerlichkeit.

Die erste moderne Definition zu rechtlichen Bestimmungen des Bürgerstandes stammt aus dem Jahre 1794 und findet sich im Allgemeinen Landrecht für die Preußischen Staaten (ALR) Zweyter Theil. Achter Titel. Erster Abschnitt.

Vom Bürgerstande überhaupt:

§ 1. Der Bürgerstand begreift alle Einwohner des Staats unter sich, welche, ihrer Geburt nach, weder zum Adel, noch zum Bauernstande gerechnet werden können, und auch nachher keinem dieser Stände einverleibt sind.
§ 2. Ein Bürger im eigentlichen Verstande wird derjenige genannt, welcher in einer Stadt seinen Wohnsitz aufgeschlagen, und daselbst das Bürgerrecht gewonnen hat.
§ 3. Personen des Bürgerstandes in und außer den Städten, welche durch ihre Ämter, Würden, oder besondere Privilegien, von der Gerichtsbarkeit ihres Wohnortes befreyt sind, werden Eximierte genannt. […]
§ 5. Einwohner der Städte, welche weder eigentliche Bürger, noch Eximierte sind, heißen Schutzverwandte.
§ 6. Bürger und Schutzverwandte der Stadt werden nach den Statuten ihres Wohnorts, Eximierte hingegen nach den Provinzialgesetzen, und in deren Ermangelung, nach dem allgemeinen Gesetzbuche beurtheilt.

Das weder noch sein, ist ein interessanter Ansatz zum überhaupt sein, dieser Wesen auf der Suche zwischen Tradition und Moderne, die bewahren und zugleich erneuerten. Das Bürgertum als erste nicht adlige aber dennoch gebildete Schicht, war das Ziel der Aufklärung, an sie richtete sich deren Philosophie.

Es ist ein Weg der Befreiung vom ständischen Denken und hin zum aufgeklärten Bewusstsein, dass sich von vorherigen Schranken des Aberglauben immer mehr befreit, geprägt auch vom Ideal des freien römischen Bürgers, der weder einen Adel fürchtete über sich, noch Götter neben sich, aber bis dahin ist es noch immer ein weiter Weg und gerade die Gruppe, die unter dem Begriff neue Bürgerlichkeit gefasst wird, füllt eher am Sonntag die Kirchen auch hier in Prenzlauer Berg wieder und bestimmt sich tendenziell konservativ, was amüsiert, denken wir daran, dass es doch eine nahezu revolutionäre Bewegung der Befreiung war, denn gehen wir von der Aufklärung ein wenig weiter zuück, sehen wir, dass Bürger all diejenigen ware, die Bürgerrechte hatten, also in einer geschlossenen Stadt leben durften, im Gegensatz zu den abhängigen Bauern, die einem Gutsherr gehörten oder doch zumindest unterstanden, waren sie relativ frei in ihrem engen ständischen Wesen und seiner genauen Ordnung. In einigen Städten von besonderer Bedeutung im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation etwa, galt sogar die Reichsunmittelbarkeit dieser Städte, wie etwa Frankfurt am Main, Nürnberg, Augsburg, Bremen, Lübeck und auch Hamburg. Das heißt sie waren nur dem Kaiser gegenüber verpflichtet, bestimmten ihre Geschicke weitgehend autonom und konnten auch ihre Märkt und Messen regeln, wie es ihren Interessen entsprach.

Aus dem lateinischen Civis, was auch zur Wurzel des Wortes Zivilisation wurde stammt das deutsche Bürger. Nur etymologisch ist der Ursprung hier ein anderer, der verwirren könnte, denn die Verwandtschaft mit Burg und also dem Adelssitz scheint irgendwie nahezuliegen, wird aber bestritten, da im althochdeutschen diejenigen, die in Städten wohnten burga genannt wurden, was näher auf die Wurzel verweist als die, die eben in Mauern der Stadt, Schutz suchen, um ihrem Handwerk oder ihrem Handel nachzugehen.

Zwischen Schutz und Freiheit liegt das Spannungsfeld, auf dem die Bürgerlichkeit agiert. Ob es noch eine konstruktive Identität gibt, wird zu ergründen sein, genau wie die Frage, warum es eine Lust sein kann, sich dazu zu bekennen, im Geiste der Salons des 19. Jahrhunderts, die bürgerlich waren gerade in Berlin, auch wenn hoher Adel dort verkehrte. Was davon heute noch wichtig ist für die Identität, ob es eher der Bildungsbürger ist, mit heimischer Bibliothek und sonntäglichem Museumsbesuch, oder der Begriff von Freiheit jenseits der Klassen und wie daraus eine Identität wird, nachdem sie in Verruf geriet.

Dies zu ergründen sowohl persönlich, denn der Autor begreift sich als zutiefst bürgerlich, als auch philosophisch, da die Demokratie einen Rahmen braucht, aus dem auch künftig ihre Werte gezogen werden, ist Ziel der nächsten Essays, wie weit dies gelingt, wird sich im Prozess zeigen, ob es Lust macht auch und es wen zu lesen reizt, erst recht, denn bürgerlich ist einerseits verpönt, andererseits, gerade von den Lesern eines Thomas Mann, idealisiert und es fragt sich also, was daraus werden kann.

Das Ergebnis ist noch offen, auch wenn sich der stolze Bürger wünscht, es möge zu einer Vereinigung von bürgerlich und frei kommen, erzwungen werden kann es nur bedingt und die auch Selbstbeobachtung, wird um das Thema weiter kreisen.
jt 18.10.14

Donnerstag, 16. Oktober 2014

Sex in Berlin XXXIII

Nachdem wir nun 32 Tage getreulich untreu über den Sex in Berlin nachgedacht haben, soll heute, am 33. Tag, zum Abschluss nun, über die meistens Wirklichkeit berichtet werden in der eben nichts passiert und nur viel erwartet wird, mehr in der Phantasie bleibt als jemals real wird.

Berlin nennt sich sexy, weil es meint dies zu sein und die Welt es glaubt. Dass dieser Spruch ausgerechnet von einem ehemals West Berliner Beamten stammt, ist relativ bezeichnend für das Schaumbild der Illusionen, denn nirgendwo ist Berlin weniger sexy als im alten Westen heute, der nur noch ein innovationsloses Museum vergangener Zeit ist, russischer Konsumtempel mit märkischen Besuchern. Aber der Blick meinerseits wird sicher von Osten her getrübt sein. Geblendet bin ich allerdings nicht vom vermeintlich goldenen Westen, der eben ein wenig abgeblättert wirkt, wie eine alt gewordene Sängerin nach dem siebten Lifting, bei dem bald die Pobacken am Hals sichtbar werden.

Es ist auch immer wieder sexy, sogar im Westen, auch wenn da eher zufällig oder für Leute wie mich, die gerne in Museen gehen und sich auch am musealen Charme erfreuen, der nur noch konserviert aber auch nicht krampfhaft innovativ sein muss, wie es mein Kiez lange tat und der Friedrichshain nebenan immer noch ziemlich bemüht tut. Finde ja Museen und gerade Berlins Museen eigentlich den sexiesten Ort, den ich mir vorstellen könnte - schöne Kunst in teilweise wunderschönen Gebäuden, oder auch nur für sich schön in zumindest innovativen Betonkästen mit Menschen davor, die sich daran freuen und sich vom Anblick der Bilder zu Gedanken anregen, manchmal sogar erregen lassen - was könnte schöner, ein kleines Abenteuer beginnen lassen?

Eigentlich sind Mussen und dort jemanden kennenzulernen viel schöner als verräucherte Bars, düstere Keller oder ähnliche bisher gern beschriebene Ort, ist doch die Kunst die schönste Brücke zur gepflegt lustvollen Unterhaltung und ehrlich gesagt, für die Kunst fahre ich sogar sehr gerne nach Charlottenburg, um gegenüber dem dortigen Schloss durch die beiden wunderbaren Museen der Privatsammlungen von Berggruen und Scharf-Gerstenberg zu spazieren, die klassische Moderne und den Surrealismus und ich kann mir wenig sinnlicheres vorstellen - dann vielleicht noch verbunden mit einem Spaziergang durch den dortigen Schlosspark in letzter herbstlicher Sonne, wie schön kann das Leben in Berlin sein.

Auch die Museumsinsel lädt zu wunderbar, schwärmerisch zärtlichen Besuchen, denke ich etwa an die geliebte Sammlung Bode, um dort im Licht der Abendsonne noch die Kunst der Gothik wie der Renaissance in Bild und Figur zu bestaunen, durch Jahrtausende zu wandeln, im Café auf der Empore einen Tee zu trinken mit zumindest theoretischem Blick auf die Spree von der Spitze aus - oder die Alte Nationalgalerie, was stimmt den Romantiker wohliger als ein Gang durch die dortige Sammlung, mit ihren zärtlichen Höhepunkten, den französischen und den Berliner Impressionisten und natürlich der gute Menzel, ein Besuch bei alten Freunden eben und so endet Sex in Berlin, dort wo es anfing, im Kopf und es wird wieder Zeit die geliebten Museen zu besuchen, die befreundeten Bilder zu begrüßen, sie anzulächeln und sich zu freuen, sie schon so lange und so gut zu kennen - wenn wir dies noch in Begleitung täten, das Lustwandeln mit Anekdoten zu diesem Bild oder jenem Maler gegenseitig bereicherten, was könnte noch schöner sein, als vielleicht der nahe Tee im Anschluss?

So sind wir über die bloße Betrachtung im Museum, das Berlin eigentlich ist, wieder hin zu dem gekommen, was meist passiert an Sex, nämlich nichts, weil die Betrachtung dessen um uns, schon vollauf genügt , den Tag zu füllen und darüber zu schreiben. Natürlich denke ich an manches sonst beim Besuch der Museen, aber im Kern schiene es mir doch das, was den Sex in Berlin am besten abschließt, ein Besuch im Museum, die Betrachtung der Schönheit, gerührt vom bloßen Anblick. Vielleicht ist es das, was Berlin für mich immer noch so liebenswert und sexy macht, seine Museen, durch die Stadt verteilt, an manchen Orten geballter auftretend, doch immer mit schwärmerischen Geistern gefüllt, die von der Sehnsucht des Betrachtens geführt, im nur da sein Verführung genug genießen, denn eigentlich passiert auch bei denen, die sich in verrauchten Kellern und auf verstopften Tanzflächen bemühen, meistens nichts und wenn doch, ist es eher nicht der Rede wert, im Gegensatz zu diesen wunderbaren Musentempeln der Kunst, die Berlin pflegt und deren jeder Besuch für mich das ist, was anderen ein Gottesdienst wohl sein könnte.

Sex in Berlin endet im Museum - vielleicht findet sich da manches unerwartet, wer weiß das schon, es ist auch egal, was sich wo fand, oder findet, wenn schon der Ort an sich ein Genuß ist. Mehr kann nicht sein und wo es sich findet, sollten wir darüber schweigen und genießen, wo nicht, die Umgebung um so mehr loben. So gesehen endet Sex in Berlin im 33. Kapitel zutiefst bürgerlich und weist damit schon auf den nächsten Band hin, die Frage der Bürgerlichkeit als Idee der Gegenwart.
jt 16.10.14

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Sex in Berlin XXXII

An Tagen wie diesen, wo im Oktober die Sonne scheint, die Menschen sich auf Bänken in den Parks zwischen Laubhaufen treffen und sich anlächeln, wenn sie nicht fluchend, vor leeren Gleisen stehen, die bestreikt keinen Verkehr mehr gewähren, ist Berlin richtig liebenswert, solange du nicht nach der Bahn fragst, sondern im Park sitzt.

Aber auch hier flanieren die gehetzten Großstädter ihr Telefon am Ohr und erzählen ihren Irgendwos vom Stress in der völlig überfüllten Stadt und stöhnen sich laut vor wie chaotisch mal wieder alles wäre, dabei könnten sie einfach in der Sonne sitzen, sich an dieser erfreuen und die vorübereilenden Schönheiten betrachten, gleich welchen Geschlechts je nach Neigung, findet sich irgendwann immer noch für jeden, ein schöner Anblick, ihn zu genießen.

Frage mich manchmal, ob nur ich darüber nachdenke, was wohl unter der Verkleidung bei den Berlinern los ist, wie es wäre, die hier nackt zu sehen, also auf objektiverer Grundlage zu schwärmen, statt nur anhand von mehr oder weniger schönen Kleidern, die im entscheidenden Moment selten noch entscheidend sind, und würden wir, wüssten wir vorab, uns anders entscheiden?

Der Vorteil des Sommers ist ja, schon relativ viel vom zu erwartenden, erkennen zu können, diese Frage stellt sich im Herbst nicht mehr so, alle sind mehr verpackt und wenn ich die langen Beine zu kurzen Röcken in nun blickdichten dunklen Strümpfen stolzieren sehe, können nur noch die Bewegungen auf das darunter hindeuten, aber auch genauso täuschen und was zieht uns dann wirklich an?

Würde ich Frauen nach der Form ihrer Brüste oder Schamlippen auswählen für bewundernde Blicke oder möglicherweise mehr, oder ist es gut so im Herbst noch weniger in diese Versuchung zu kommen, da das darunter noch mehr erraten werden muss als im Sommer, wo der geschulte Blick schon manches darunter formgenau erkennen kann, frage ich mich nur theoretisch, um darüber zu schreiben.

Kenne diesen Anblick zur Genüge aus dem Krankenhaus und vom Strand wie überhaupt, manchmal gäbe es einen Blick der auf besonderen Geschlechtsmerkmalen hängenblieb, ob nun bewundernd, vor Schönheit glatt erstarrt oder eher vor Schreck, aber sehr viel seltener vermutlich als jetzt die Gedanken an die Orte wandern, die wir nicht sehen können.

Diese Gedanken scheinen nicht allein typisch männlich zu sein, auch Frauen unterhalten sich, wie ich lauschend bezeugen kann und wie selbige mir häufiger berichteten, darüber, was sie wohl darunter erwartet und haben oft seltsame Maßstäbe, dabei zu wählen, was ihnen als Kriterium für das geahnte Unsichtbare gilt. Weiß nicht, ob es da ein taugliches Schema für alle gibt,  und die vorhandene Probe ist relativ übersichtlich, aber dennoch interessant ist die Verkehrung gegenüber der Wahrnehmung der Männer.

Frauen schauen Männern ins Gesicht und insbesondere auf die Nase. Dies aber nicht etwa, um die Augen zu zentrieren oder sich auf den Geist hinter der darüber liegenden Stirn zu konzentrieren, sondern ziemlich überall wohl, wie es scheint, um hinter der Nase und ihrer Form anderes zu vermuten, als sicher geradezu anzunehmen, als wären die dummen Reime dazu etwas mehr als Kindereien. So sie ihm auf den Po schauen, tun sie es gern dezent.

Männer dagegen schauen Frau auch mal auf den Busen oder Hintern, klar, warum auch nicht, es ist ja auch etwas schönes, sich an der Natur zu erfreuen, aber wahlentscheidend ist eher der Blick in die Augen, das Hören der Stimme, so wir uns nah genug kommen, ihr Geruch.

Unter Männern wird sich nahezu nie über die Geschlechtsmerkmale der Geliebten unterhalten, wenn nur als Zote, ohne persönlich zu werden. Unter Frauen dagegen ist dies schon ein Thema und es wird sich immer wieder darüber, in nahezu gebetsmühlenartiger Form unterhalten. Wo immer ich es hörte, wurde betont, es käme ja auf die Länge nicht an, nur zu kurz, das wäre ja nichts und ja, die Nase, die Nase weise ja auf vieles hin. Überlege ob ich je ein Gespräch unter Männern nach der Pubertät über die Schamlippenform von Frauen gehört hätte und kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, im Gegenteil, werden solche Details unter Herren eher übergangen und sind ohnehin irrelevant - Brüste werden als groß oder schön bezeichnet, vielleicht mal als etwas hängend, aber das ist schon ungewöhnlich, da Herren die Neigung haben, auch vor sich in der Erinnerung, die Dinge schöner scheinen zu lassen. als sie in der Realität je waren. Was immer nun wirklich ist.

Frauen dagegen behalten ihren kritischen Blick, äußern ihn auch, was ein schwärmerisches Sensibelchen wie den Dichter, wenn er es über sich anhören müsste, vermutlich erschütterte. Im vertrauten Gespräch untereinander wird viel sachlich abgewogen, wie ich es unter Männern noch nie erlebt habe. Die schauen sich, wenn es viel ist und sie angetrunken sind, vielleicht mehrere abwägend an, aber wählen seltener nach nüchternen Kriterien oder dem, was die Frauen dafür halten.

Frauen sind dagegen überzeugt davon, dass sie von Männern, die ihnen auf Po oder Busen schauen, so angesehen werden, wie sie häufig eher dezent versteckt, die Männer beobachten, mit kritisch nüchterner Einschätzung und fühlen sich darum durch den Blick auf ihre Geschlechtsorgane reduziert. Dies auch, wenn sie mit dem Blick auf die Nase nichts anderes tun und nur eben über Umwege schauen, für ihre primäre Wahl. Viele Männer dagegen, zumindest so wie sie reden und ich, wie ich es auch empfinde, schauen auch auf Busen und Hintern, wenn sich Gelegenheit dazu ergibt, aber nur nebenbei, primär sind ganz andere Dinge wichtig und meine vermutlich völlig praxisuntaugliche zusätztliche Wahlbehinderung durch geistige Kriterien wie Intellekt und Belesenheit machen den Blick auf Busen nicht mal mehr zu einem tauglichen Gegengewicht zur schwärmerischen Suche nach dem Wesen der Frau.

Wenn ich also dann tatsächlich auch mal auf Busen oder Po schaue, ist das nicht, als würde Frau, die sonst konzentriert auf meine Nase eher schaut, mir auf die Hose mittig starren, sondern der Versuch einer Erdung der sphärischen Schwärmerei, die sonst schnell Gefahr läuft, den emotionalen Boden unter den Füßen zu verlieren. Zusätzlich behindert bin ich bei diesen Betrachtungen eines, zumindest dies betreffend, Unpolitischen, durch die verminderte Sehkraft. Wo andere aus dem Augenwinkel schauen, muss ich schon ziemlich starren, um überhaupt mir ein Bild zu machen, ohne aus dem Blick eine Meinung zu haben.

Lange Zeit verstand ich nicht, warum Frauen, die mir auf einen solch direkten Blick hin zulächelten, meist sehr viel mehr dabei dachten als ich, der ich auch auf ihre Nase hätte schauen können, ohne mir über sexuelles einen Gedanken zu machen. Habe mal versucht die Theorie zu verifizieren, dass sich die Farbe und Form der Schamhaare aus den Augenbrauen ablesen lasse, was sich in der Praxis weder bewährt, noch bestätigt hat und darum fallen gelassen wurde, was vermutlich auch an dieser unglücksseligen Mode für Pädophile, dieser völligen Nacktrasur, liegt. Aber ich fand Nacktschnecken schon im Garten meiner Großeltern häßlicher als die mit Häuschen oder Raupen.

Inzwischen habe ich aufgehört, mir Gedanken über solchen Unsinn zu machen, freue mich an der immer wieder Überraschung, da es doch den kleinen Unterschied zwischen allen gibt, ohne diesen in immer gültige Kriterien gießen zu wollen. Da ich bisher nicht mal wüsste, was ich schöner in der Form oder Art weiblicher Geschlechtsorgane finde, was sich besser liebt, was an dem geringen Umfang der Probe liegen kann, die ja heute durch das Netz noch schnell und leicht erweitert werden kann, zumindest was den Anblick angeht, von dem wir ja oben auf der Bank ausgingen, wäre es müßig, das eine oder andere zu bevorzugen, genau wie ich nicht sagen könnte, ob mich ein großer oder kleiner Busen oder ein breiter oder schmaler Hintern mehr erregt. Es ist die Frau, die ihn trägt und die als Ganze etwas auslöst, alles andere scheint heute müßig.

Vielleicht könnten sich Männer und Frauen viel besser verstehen, würden sie sich erzählen, wie sie sich betrachten und weniger urteilen, als genießen wollen, was ist. Ich liebe den Herbst, auch wenn ich beim bloßen Betrachten gerade noch viel weniger weiß, was mich darunter erwartet, woran ich mich freue, egal, wie es ist, weil es ist. So wird das weniger im Erkennbaren mir zum mehr an Glück, weil auch die offensichtliche Freude am Sichtbaren noch hinter Laubhaufen getrarnt werden kann, die Chancen steigen, einander nicht mißzuverstehen, was vermutlich der häufigste Hinderungsgrund für an und für sich mögliche Paarungen sein dürfte, auch wenn ich, blicke ich ehrlich zurück, im Herbst mich, wenn nur ganz ernst, neu paarte, ansonsten ist immer wieder überraschend, was sich ändert, so sich nur geringe Zusammenhänge unserer Systeme plötzlich ändern.
jt 16.10.14


Dienstag, 14. Oktober 2014

Sex in Berlin XXXI

Es ist Herbst, die Tage werden täglich kürzer, immer länger grau und oft stehen wir noch im Dunkeln auf, während wir lieber weiter schlafen, schlafen, schlafen würden. Der Herbst färbt die Blätter wunderbar und der September bescherte uns einige der schönsten Tage in diesem Jahr, sofern der November noch grauer wird als der Oktober beginnt wird es viel inneres Licht brauchen, das äußere Grauen aufzuhellen.

Gegen Depression und Impotenz helfen am besten regelmäßiger Sex mit Partnern ohne zusätzliche Risikofaktoren. Diese sind sie auch die beste Krebsvorsorge. Dass Hormone positive Wirkungen haben und regelmäßiger befriedigender Sex sich gut auf die Kommunikation auswirkt, ist eine Binsenwahrheit, die, auch ohne den biochemischen Cocktail dahinter zu kennen, noch jedem verständigen Menschen einleuchtet.

Dabei scheinen Nähe und Zärtlichkeit, eine größere Rolle zu spielen, als der schlichte Akt, des sich ineinander Reibens, was auch noch verständlich und logisch klingt. So wird zumindest von denen behauptet, die sich mehr auf die Psyche beziehen und damit den Blick
lieber auf das geistige Wesen als seine rein physische Existenz werfen. Das Gegenteil behaupten die Biochemiker, die sagen, es käme gar nicht auf die Haltung dazu an, sondern allein welcher physische Vorgang welche Hormone stärker in Bewegung setzt.

Die Liebe und all dies ist auch aus Sicht heutiger Verhaltensforscher eine Illusion, die nur dazu dient, unser Paarungsverhalten evolutionär zu optimieren und Risiken zu minimieren. Sollte dem so sein, wäre es zumindest eine ziemlich gelungene Täuschung auf vergleichbarer Ebene wie die erfundenen Götter für manche. Fraglich aber bleibt, was der Gewinn einer solchen Feststellung wäre, außer ein Erklärungsmodell, das andere Ansätze kategorisch ausschließt, was dem sonst üblichen toleranten Verfahren der Natur gänzlich widerspricht.

Vielleicht sind die Gründe weniger wichtig, als die Tatsache, dass regelmäßiger und schöner Sex uns stärkt und gesund machen kann, sofern wir andere Risikofaktoren ausschließen und damit eine gute Sache ist, gerade im Herbst und Winter, wo die klimatischen Bedingungen eher geeignet scheinen, uns aus der Euphorie zu reißen und manche gar niederdrücken, denen der Genuß von Sex helfen kann. Alles was es braucht zum hormonellen Glück wäre danach guter und regelmäßiger Sex in einer Umgebung, in der sich das richtig anfühlt.

Was das für wen ist, lässt sich ebensowenig sagen wie es auf die Frage eine Antwort gibt, welches der richtige Weg zum Ziel ist. Es mag auch Menschen geben, die ohne leben und glücklich sein können, wobei katholische Priester, wie sich in letzter Zeit wieder zeigte, nur noch theoretisch als Vorbild taugen, wie das bei Nonnen ist, kann ich nicht beurteilen, weiß nur, aus Erzählungen ehemaliger Ordensschwestern, dass es zwar ein Tabu sei, aber sie nicht weniger menschlich sein als andere auch, was sich in der Nacht bestätigte.  Erinnere mich aber an eine Beziehung mit einer Frau, die eher asexuell war und alles über Blümchensex fürchtete wie der Teufel das Weihwasser, aus mir unerfindlichen Gründen, da es doch einfach gut tut, wir vorab schon alle Risiken ausgeschlossen hatten. Bei dem einen mal, in dem es uns in elf Monaten Beziehung gelang, miteinander zu schlafen, war sie danach völlig euphorisch, meinte dass wir es häufiger tun sollten, vergaß es aber, kaum hatte sich ihr Hormonspiegel gesenkt wieder völlig und fand mein Ansinnen dazu abstrus, oder erfand die unglaublichsten Ausreden, warum es nicht gehen konnte - als ich nach elf Monaten genug von dieser im übrigen sehr lieben Frau hatte, wir uns trennten, war sie tödlich beleidigt und wollte keinerlei Kontakt mehr, weil ich es gewagt hatte unsere vielschichtige Beziehung auf den Sex zu reduzieren, was mir ja fern lag, nur ist so ganz ohne das Ganze auch nichts, warum es weniger um Reduktion als um Vervollständigung ging. Ob dabei eine Rolle spielte, dass diese eine Westberlinerin war und ich dies Verhalten schon häufiger bei Frauen aus dieser Region Deutschlands beobachten konnte, im Gegensatz zu ihren Nachbarinnen aus dem Osten und ohne die Zugezogenen, weiß ich nicht und hoffe lieber das Gegenteil, um nicht dummen Vorurteilen zu erliegen.

Weiß nicht, ob der Sex im Herbst oder im Sommer am Ende gar im Winter am besten ist, vermutlich ist auch das Typ- und Kontextfrage, aber ich bin mir sicher, dass er für das Gemüt im späten Herbst und Winter das beste ist, was wir tun können und wir uns darum nicht zu Unrecht in dieser Zeit besonders nach einem Partner zumindest dafür sehnen, auch wenn dies evolutionär mit einer idealen Geburtszeit für die Folgen der Lust begründet werden könnte, scheint es doch auch einen Kontext zur emotionalen Kompensation des fehlenden Lichts und zur Erwärmung in kalten Zeiten zu geben. Der Sex mag also nicht an der Jahreszeit hängen in seiner Qualität, sondern sich dies von Typ zu Typ unterscheiden, unstrittig aber wären wir seiner im November am bedürftigsten, wo wir ihn wohl am seltensten haben, warum es oft zur entsprechenden Unausgewogenheit kommt, die immer wieder durch übermäßige Wellen im anderen Bereich kompensiert werden soll, denen wir uns dann hingeben, ohne damit die Befriedigung zu erlangen, die ausgewogener Sex uns schenkt.

Darum, egal was ich nun an Illusionen der Liebe oder Idealen des Lebens einmal hochhielt, mehr spricht gesundheitlich dafür sich novembrig zu paaren und wem es gelingt, dies auch frisch zu tun, sollte diese Chance nicht ungenutzt lassen, es gibt vermutlich wenig gesünderes im Leben eines Menschen und was uns auf vielfältige Weise nachhaltiger vor so vielem schützt, dass wer dies Glück leichtfertig verschmäht, wohl gefragt werde müsste, ob er noch ganz bei Trost sei, angesichts der auch gesundheitlichen Vorteile.

Der Herbst mag viele Farben der Lust haben, zu erkennen wie gut uns diese eben dann tut, sollte uns helfen manches Hindernis dieser leichter zu übersehen, denn sicher werden Männer und Frauen nie wirklich zusammenpassen oder doch nur in der Mitte,wie die alte Tante Mar sagte, aber es kann angesichts der Möglichkeit des Glücks einfach dahinstehen, solange es irgendwie geht, sollten wir nun mehr genießen sagt euch einer, der gerne genießen würde, womit wir beim Kern des menschlichen Wesens angelangt sind, denn kaum ist es denen etwas wert, die es haben, wie ich manche Gelegenheit aus zweifelhaften Gründen verstreichen ließ, wie es heute scheint, statt an den künftigen November alleine zu denken, der doch Grund genug wohl wäre.

Nun steht aber zu befürchten, dass künftige Leserin sich angesichts dieser Worte in ihrem Wesen als bloßes Accessoire der Jahreszeiten reduziert fühlte, was mir natürlich völlig fern lag, wogegen zu argumentieren aber vermutlich auch so müßig ist, wie mit Verschwörungstheoretikern über den vernünftigen Hintergrund ihrer Theorie zu debattieren, es führt zu nichts, erleichtert aber das Leben doch zumindest insofern ungemein, als es die Auswahl reduziert, eine Art natürliche Selektion herbeiführt, die der Autor nicht mal zu denken gewagt hätte - wer sich also reduziert fühlt, möge anderweitig glücklich werden und die übrigen sollten einander nach Möglichkeit genießen, denn um mehr geht es ja nicht letztlich und wenn ich zum Lohn für Zärtlichkeiten und geschenkte Befriedigung von Frau auch auf die Jahreszeit reduziert werde, schadet das meinem Ego nicht, andere mögen es so halten, wie es ihnen gefällt, wenig ist mehr wert als die Harmonie des nicht vergeblichen Strebens aneinander vorbei, warum gerade im Herbst wir uns, entgegen unserer wohl Natur uns noch weniger mit den Fehlern des anderen als mit den möglichen Freuden beschäftigen sollten.

Es könnte schöner sein, als Recht zu haben oder sich durchzusetzen, einfach zu genießen, was ist, mehr wird es nicht und hell wird es dann im Frühling von alleine und nun die dunklen Zeiten gemeinsam überstehen, wäre dem Vernünftigen wohl Glück genug.
jt 14.10.14