Sonntag, 12. Oktober 2014

Sex in Berlin XXX

Wie frei sind wir beim Sex und der Wahl unserer Partner wirklich, oder bewegen wir uns immer nur in dem engen Korsett unserer Anlagen und der sozialen Umgebung, in der wir eben gerade leben, fragt sich beim Blick auf die immer gleichen Muster und Wiederholungen, die sich beim Kennenlernen so ergeben.

Es gibt dabei selten, große Neuigkeiten zu erleben und dennoch erscheint es uns immer wieder spannend, als wie beim ersten mal, was in der Natur erstaunlich scheint, da wir als intelligente Wesen eigentlich aus Mustern lernen sollten. Vielleicht hindert uns die dabei oft vorhandene emotionale Komponente daran, wirklich vernünftig zu handeln oder ganz unserer Natur und ihrem eben auch triebhaften Wesen entsprechend, sondern dazu gerne Umwege zu wählen, die in ihrer Vielzahl mindestens so komplex sind, wie es unser Hirn schon von alleine ist.

Was wir dann nicht begreifen, nennen wir gern Gefühl und geben uns bei jedem Kennenlernen oder bei der Annäherung immer wieder auch innerlich überzeugt völlig überrascht, obwohl es, würden wir uns mit einer versteckten Kamera dabei beobachten sowohl in den Bewegungen, als auch sonst nach dem immer gleichen Muster abläuft und wir vermutlich, außer beim Wechsel der sozialen Umgebung sogar nahezu die gleichen Worte benutzen, um zu verzaubern,

Verzaubern ist auch so ein Wort, das auf die Kapitulation vor der Komplexität hinweist, der wir uns in diesem Moment gerne hingeben, um die Illusion der selbstbestimmten Handlungsfähigkeit zu behallten. Wir nennen es magisch und meinen dann eben, wir hätten verliebt, oder zumindest gereizt, einen besonderen Zugang zu diesem nur erfundenen Komplex. Die Liebe hat keinerlei Zauber, aber es ist dennoch schön, davon zu sprechen, als wäre es so, weil wir uns darin vermutlich genauso geborgen fühlen, wie im Aberglauben an die erfundenen Götter.

Nur verhindert die Flucht in das, was wir Magie nennen, weiteres kritisches Denken und hält uns damit unfrei gefangen und die Dinge ereignen sich einfach, scheinbar außerhalb unseres Einflusses. Warum ich mich in wen verliebe und warum wann nicht, fällt mir schwer, zu erkären. Ich weiß, wann es so ist, kann Indizien benennen, aber ich flüchte mich angesichts der Vielzahl der Gründe, die dafür sprechen auch gern in das einmalige, was ich dann fast wie übersinnlich behandele, auch wenn ich weiß, es gibt nichts über der Natur und hat alles in ihr seine guten und logischen Gründe.

Auch wenn die Magie ein höchst unsicheres Parkett ist, das nie präzise Aussagen erlaubt, fühle ich mich dort dennoch verbal zumindest oft sicherer, als auf dem polierten Parkett der  Vernunft, was nun vollends unlogisch wird. Wir ziehen, was wir nicht verstehen können, weil es nur erfundenen höheren Gründen genügt, bei der Suche nacheinander, der strengen Logik vor, die wir kennen und die uns viel freier in unseren Entscheidungen macht, was eigentlich paradox ist, aber in der menschlichen Natur zu liegen scheint, denn es machen ja überall auf der Welt die Menschen in ähnlicher Weise und begeben sich lieber in den Bereich der irgendwie Magie der Liebe, was immer das nun sein soll, als frei und unbefangen darüber nachzudenken, als fehlte uns nur denkend, dabei der entscheidene Teil.

Es hat sich sogar weitgehend auf der Welt durchgesetzt, dass wir nahezu alle danach handeln und die Welt der Vernunft von der des Gefühls streng trennen. Umgekehrt scheitern die Versuche vernünftig glücklich zu werden, meist am vermeintlich fehlenden Gefühl, ohne dass wir dessen Gründe benennen könnten. Wir begeben uns also freiwillig in Unfreiheit, wenn auch bei der Frage der Freiwilligkeit gefragt werden könnte, ob wir uns dessen wirklich bewusst sind oder einfach nur im sozial üblichen Korsett handeln, um damit vermeintlich erfolgreich zu handeln, Partner zu gewinnen, die es genauso denken, also fühlen und die Welten unvernünftig trennen, auch wenn wir eigentlich immer ein ganzer Mensch sind, der aus beidem besteht,

Wir sind also unfrei und handeln nach Schemen, weil die anderen es genauso machen und halten, weil wir es schon immer so machen, nur dieses Verhalten für erfolgreich. Kenne einge Frauen, mit denen ich wohl, vernünftig betrachtet, relativ glücklich sein könnte, dennoch wähle ich immer wieder auch welche, bei denen es vernünftig betrachtet, keine Perspektive bietet und traue doch dann unvernünftig dem Gefühl mehr und folge dem Trieb, was selten auf Dauer glücklich macht und vermutlich geht es den meisten ähnlich, auch wenn sie es gerade verliebt gerne leugnen, wie ich auch, weil es ja kein schöneres Glück geben kann.

So handele ich auf der Suche nach Glück immer wieder vollständig unvernünftig und es stellt sich also die Frage, ob ich glücklicher wäre, würde ich auch dabei vollständig vernünftig handeln und versuchen mir alle Gründe meiner Wahl vernünftig klar zu machen. Vielleicht wäre es den Versuch wert, denn nach was außer Glück sollen wir schon streben?

Fürchte allerdings, dass mein beschränkter Geist vor der Komplexität dieser Aufgabe scheitert und ich, dem Gefühl folgend, auch das nächste mal wieder kapituliere und mich der sogenannten Magie bereitwillig, auch um den Verlust der Freiheit, die Dinge zu verstehen, hingebe, um lieber gemeinsam nach Glück und Befriedigung zu streben, es sei denn, es fände sich jemand, mit dem ich auf dieser Ebene vorab einig wäre, was ja zugegeben relativ unwahrscheinlich ist, denn wer will sich schon ganz vernünftig verlieben?

So bleiben wir eingeschnürt in unserem Korsett, dessen Bänder wir nicht lösen können, weil wir die Schnürung magisch nennen und hoffen lieber ganz unvernünftig, es möge gut gehen und nun, alles mir mögliche bedacht, weiß ich auch nicht mehr weiter und versuche, es einfach hinzunehmen, wie es ist, auch wenn ich um die Freiheit in der Liebe trauere, bleibt die Hoffnung, auch als Sklave des Kosrsetts irgendwie glücklich zu werden.
jt 13.10.14

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