Dienstag, 14. Oktober 2014

Sex in Berlin XXXI

Es ist Herbst, die Tage werden täglich kürzer, immer länger grau und oft stehen wir noch im Dunkeln auf, während wir lieber weiter schlafen, schlafen, schlafen würden. Der Herbst färbt die Blätter wunderbar und der September bescherte uns einige der schönsten Tage in diesem Jahr, sofern der November noch grauer wird als der Oktober beginnt wird es viel inneres Licht brauchen, das äußere Grauen aufzuhellen.

Gegen Depression und Impotenz helfen am besten regelmäßiger Sex mit Partnern ohne zusätzliche Risikofaktoren. Diese sind sie auch die beste Krebsvorsorge. Dass Hormone positive Wirkungen haben und regelmäßiger befriedigender Sex sich gut auf die Kommunikation auswirkt, ist eine Binsenwahrheit, die, auch ohne den biochemischen Cocktail dahinter zu kennen, noch jedem verständigen Menschen einleuchtet.

Dabei scheinen Nähe und Zärtlichkeit, eine größere Rolle zu spielen, als der schlichte Akt, des sich ineinander Reibens, was auch noch verständlich und logisch klingt. So wird zumindest von denen behauptet, die sich mehr auf die Psyche beziehen und damit den Blick
lieber auf das geistige Wesen als seine rein physische Existenz werfen. Das Gegenteil behaupten die Biochemiker, die sagen, es käme gar nicht auf die Haltung dazu an, sondern allein welcher physische Vorgang welche Hormone stärker in Bewegung setzt.

Die Liebe und all dies ist auch aus Sicht heutiger Verhaltensforscher eine Illusion, die nur dazu dient, unser Paarungsverhalten evolutionär zu optimieren und Risiken zu minimieren. Sollte dem so sein, wäre es zumindest eine ziemlich gelungene Täuschung auf vergleichbarer Ebene wie die erfundenen Götter für manche. Fraglich aber bleibt, was der Gewinn einer solchen Feststellung wäre, außer ein Erklärungsmodell, das andere Ansätze kategorisch ausschließt, was dem sonst üblichen toleranten Verfahren der Natur gänzlich widerspricht.

Vielleicht sind die Gründe weniger wichtig, als die Tatsache, dass regelmäßiger und schöner Sex uns stärkt und gesund machen kann, sofern wir andere Risikofaktoren ausschließen und damit eine gute Sache ist, gerade im Herbst und Winter, wo die klimatischen Bedingungen eher geeignet scheinen, uns aus der Euphorie zu reißen und manche gar niederdrücken, denen der Genuß von Sex helfen kann. Alles was es braucht zum hormonellen Glück wäre danach guter und regelmäßiger Sex in einer Umgebung, in der sich das richtig anfühlt.

Was das für wen ist, lässt sich ebensowenig sagen wie es auf die Frage eine Antwort gibt, welches der richtige Weg zum Ziel ist. Es mag auch Menschen geben, die ohne leben und glücklich sein können, wobei katholische Priester, wie sich in letzter Zeit wieder zeigte, nur noch theoretisch als Vorbild taugen, wie das bei Nonnen ist, kann ich nicht beurteilen, weiß nur, aus Erzählungen ehemaliger Ordensschwestern, dass es zwar ein Tabu sei, aber sie nicht weniger menschlich sein als andere auch, was sich in der Nacht bestätigte.  Erinnere mich aber an eine Beziehung mit einer Frau, die eher asexuell war und alles über Blümchensex fürchtete wie der Teufel das Weihwasser, aus mir unerfindlichen Gründen, da es doch einfach gut tut, wir vorab schon alle Risiken ausgeschlossen hatten. Bei dem einen mal, in dem es uns in elf Monaten Beziehung gelang, miteinander zu schlafen, war sie danach völlig euphorisch, meinte dass wir es häufiger tun sollten, vergaß es aber, kaum hatte sich ihr Hormonspiegel gesenkt wieder völlig und fand mein Ansinnen dazu abstrus, oder erfand die unglaublichsten Ausreden, warum es nicht gehen konnte - als ich nach elf Monaten genug von dieser im übrigen sehr lieben Frau hatte, wir uns trennten, war sie tödlich beleidigt und wollte keinerlei Kontakt mehr, weil ich es gewagt hatte unsere vielschichtige Beziehung auf den Sex zu reduzieren, was mir ja fern lag, nur ist so ganz ohne das Ganze auch nichts, warum es weniger um Reduktion als um Vervollständigung ging. Ob dabei eine Rolle spielte, dass diese eine Westberlinerin war und ich dies Verhalten schon häufiger bei Frauen aus dieser Region Deutschlands beobachten konnte, im Gegensatz zu ihren Nachbarinnen aus dem Osten und ohne die Zugezogenen, weiß ich nicht und hoffe lieber das Gegenteil, um nicht dummen Vorurteilen zu erliegen.

Weiß nicht, ob der Sex im Herbst oder im Sommer am Ende gar im Winter am besten ist, vermutlich ist auch das Typ- und Kontextfrage, aber ich bin mir sicher, dass er für das Gemüt im späten Herbst und Winter das beste ist, was wir tun können und wir uns darum nicht zu Unrecht in dieser Zeit besonders nach einem Partner zumindest dafür sehnen, auch wenn dies evolutionär mit einer idealen Geburtszeit für die Folgen der Lust begründet werden könnte, scheint es doch auch einen Kontext zur emotionalen Kompensation des fehlenden Lichts und zur Erwärmung in kalten Zeiten zu geben. Der Sex mag also nicht an der Jahreszeit hängen in seiner Qualität, sondern sich dies von Typ zu Typ unterscheiden, unstrittig aber wären wir seiner im November am bedürftigsten, wo wir ihn wohl am seltensten haben, warum es oft zur entsprechenden Unausgewogenheit kommt, die immer wieder durch übermäßige Wellen im anderen Bereich kompensiert werden soll, denen wir uns dann hingeben, ohne damit die Befriedigung zu erlangen, die ausgewogener Sex uns schenkt.

Darum, egal was ich nun an Illusionen der Liebe oder Idealen des Lebens einmal hochhielt, mehr spricht gesundheitlich dafür sich novembrig zu paaren und wem es gelingt, dies auch frisch zu tun, sollte diese Chance nicht ungenutzt lassen, es gibt vermutlich wenig gesünderes im Leben eines Menschen und was uns auf vielfältige Weise nachhaltiger vor so vielem schützt, dass wer dies Glück leichtfertig verschmäht, wohl gefragt werde müsste, ob er noch ganz bei Trost sei, angesichts der auch gesundheitlichen Vorteile.

Der Herbst mag viele Farben der Lust haben, zu erkennen wie gut uns diese eben dann tut, sollte uns helfen manches Hindernis dieser leichter zu übersehen, denn sicher werden Männer und Frauen nie wirklich zusammenpassen oder doch nur in der Mitte,wie die alte Tante Mar sagte, aber es kann angesichts der Möglichkeit des Glücks einfach dahinstehen, solange es irgendwie geht, sollten wir nun mehr genießen sagt euch einer, der gerne genießen würde, womit wir beim Kern des menschlichen Wesens angelangt sind, denn kaum ist es denen etwas wert, die es haben, wie ich manche Gelegenheit aus zweifelhaften Gründen verstreichen ließ, wie es heute scheint, statt an den künftigen November alleine zu denken, der doch Grund genug wohl wäre.

Nun steht aber zu befürchten, dass künftige Leserin sich angesichts dieser Worte in ihrem Wesen als bloßes Accessoire der Jahreszeiten reduziert fühlte, was mir natürlich völlig fern lag, wogegen zu argumentieren aber vermutlich auch so müßig ist, wie mit Verschwörungstheoretikern über den vernünftigen Hintergrund ihrer Theorie zu debattieren, es führt zu nichts, erleichtert aber das Leben doch zumindest insofern ungemein, als es die Auswahl reduziert, eine Art natürliche Selektion herbeiführt, die der Autor nicht mal zu denken gewagt hätte - wer sich also reduziert fühlt, möge anderweitig glücklich werden und die übrigen sollten einander nach Möglichkeit genießen, denn um mehr geht es ja nicht letztlich und wenn ich zum Lohn für Zärtlichkeiten und geschenkte Befriedigung von Frau auch auf die Jahreszeit reduziert werde, schadet das meinem Ego nicht, andere mögen es so halten, wie es ihnen gefällt, wenig ist mehr wert als die Harmonie des nicht vergeblichen Strebens aneinander vorbei, warum gerade im Herbst wir uns, entgegen unserer wohl Natur uns noch weniger mit den Fehlern des anderen als mit den möglichen Freuden beschäftigen sollten.

Es könnte schöner sein, als Recht zu haben oder sich durchzusetzen, einfach zu genießen, was ist, mehr wird es nicht und hell wird es dann im Frühling von alleine und nun die dunklen Zeiten gemeinsam überstehen, wäre dem Vernünftigen wohl Glück genug.
jt 14.10.14

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