Sonntag, 20. April 2014

Maximal ewiger Friede

Als Kaiser Maximilian II lobesam
Zum Reichstag zu Worms geritten kam war er schon Witwer der schönsten Frau der damals bekannten Welt, hatte mit dieser glücklichen Heirat aus Liebe und Taktik sein Reich um Burgund vergrößert gehabt, hatte mit Borgia Papst Alexander VI. und anderen Großen seiner Zeit ein Bündnis gegen Frankreich geschmiedet und war bereits 9 Jahre König im Reich, dessen Bestand vor allem durch internen Unfrieden gefährdet war der uns heute als der letzte Ritter bekannte Herrscher wurde aber erst 14 Jahre später vom Papst zum Kaiser gekrönt, da ihm vorher unfriedliche Venezianer die Durchreise zur Krönung verweigerten. Er war zu diesem Zeitpunkt bereits 13 Jahre Witwer der schönen Maria von Burgund, der Tochter des kühnen Karl, den sein Vater, der Kaiser Friedrich III vor der Hochzeit in schwerer Schlacht geschlagen hatte, mit der er zwei Kinder hatte, unter anderem Philipp den Schönen, der sein Erbe werden sollte und der ein Jahr nach jenem Reichstag, um den es hier geht, mit Johanna von Spanien verheiratet wurde, der Tochter von Ferdinand und Isabella, die des Genuesen Christoph Kolumbus Expedition genau sechs Jahre vorher nach Indien finanzierten, der dabei Amerika entdeckte. Seine Tochter Margarete hatte den Sohn von Ferdinand und Isabella geheiratet, der eigentlich künftige König von Spanien, das aus den Reichen von Ferdinand und Isabella, Kastilien und Aragon bestand, der leider schon ein Jahr darauf starb, weshalb der schöne Philipp über Johanna, die nach seinem auch zu frühen Tod durchdrehte, darum die Wahnsinnige genannt wurde, nicht nur deutscher Kaiser sondern auch spanischer König und Herrscher über die reichen spanischen Länder in Übersee werden sollte, was ihm aber nicht gelang, sondern erst seinem Sohn dem späteren  Karl V., in dessen Reich darum die Sonne nicht unterging, der dafür seinen Sohn nach dem Vater benannte und der wiederum als Philipp II in die Geschichte einging.

Aber zurück vom kleinen Ausflug in die Familie des Hauses Habsburg zu Maximilian I., dem eben letzten Ritter, der an jenem Reichstag zu Worms, wo in der Nähe angeblich die Nibelungen ihr Gold in den Rhein warfen, woher die Sage auch kommen mag, der Herrscher des Reichstages hatte ein Jahr vorher nochmal geheiratet, dass, was wir eine gute Partie nennen, gemacht mit Bianca Maria Sforza, einer reichen Mailänder Herzogstochter, deren Onkel Ludovico, bei dem sie im Hause aufwuchs,  wiederum mit der berühmten Tochter des Papstes Alexander VI jener Lucretia Borgia verheiratet war, die vielfach in die Kunstgeschichte einging und eine erfahrene Frau vieler Leidenschaften wohl genauso war, wie eine Gönnerin der Kunst, wie sie Leonardo da Vinci ein Heim bot in dem er viele seiner genialen Entwürfe erdachte. Dieser Maximilian umgab sich also, auch wenn seine lateinische Bildung gerüchteweise eher mangelhaft war mit den klügsten Köpfen seiner Zeit und schuf mit der Vereinbarung des Ewigen Landfriedens die Grundlage für endlich wieder einen Rechtsstaat auf dem teilweise Gebiet des ehemaligen römischen Reichs.

Schon der Anspruch dieser Reglung war mutig und griff weit über seine Zeit hinaus, nannte sich konsequent Ewiger Landfriede und seine Regelungen mal wieder zu lesen, was sie uns heute im Schatten der Krise um die Ukraine sagen und was wir von den teilweise guten Absichten lernen können.

§ 1 Niemand, egal von welcher gesellschaftlicher Stellung, darf jemand anderen bekriegen oder sonstiges Leid zufügen.

§ 2 Alle bestehenden Fehden werden aufgehoben.

§ 3 Jeder der dieses Verbot bricht wird, egal von welchem Stand, mit der Reichsacht belegt.

§ 4 Jeder ist verpflichtet, einen des Friedbruchs Verdächtigen zu stellen oder zu Melden.

§ 5 Wer gegen §4 verstößt, verliert selber jegliche Privilegien.

§ 6 Kammerrichter und Reichstag unterstützen die durch Fehden Geschädigten.

§ 7 Reisige Knechte sollen als gefährliche Elemente nirgends geduldet werden.

§ 8 Verbrecher gegen die geistlichen Gesetze sollen wie Verbrecher gegen das weltliche Gesetz bestraft werden.

§ 9 Dieser Landfriede soll durch spätere Gesetze nicht außer Kraft gesetzt werden können.

§10 Wer nicht zu dem Wohl des Friedens beiträgt verliert all seine Privilegien und Rechte.

§11 Niemand darf diesen Frieden auf Grund irgend eines Privilegs, seines Standes oder aus irgendeinem anderen Grund missachten.

§12 Dieser Friede soll keine anderen, bereits bestehenden, Gesetze aufheben.

Es dauerte bis dieser Frieden sich durchsetzte und ein Räuber wie der berühmt gewordene Götz von Berlichingen, gegen den die Reichsacht verhängt wurde, auch bestraft werden konnte, der formale Rechtsstaat Wirkung zeigte, aber es ist der Anfang einer Entwicklung, die im letzten Jahrhundert viele Rückschläge erlitt auf ihrem Weg zur einzig anerkannten.

Was können wir heute von dieser 519 Jahre alten Regelung lernen?

Wie einfach ließen sich manche Konflikte lösen, wenn jeder Staat darauf verpflichtet würde?

Was würde ein gerechtes und unabhängiges Gericht über das Verhalten der USA und Russlands sagen?

Wie wäre es die über 500 Jahre alten Regeln auf den aktuellem Konflikt anzuwenden?

Es könnte sich lohnen, darüber nachzudenken was der Kaiser mit dem Wahlspruch „Per tot discrimina rerum“ - „Durch so viele Gefahren"  in der aktuellen Krise nach seinem Gesetz entschieden hätte, statt immer wieder nur die jeweils erwartbare Propaganda nachzuplappern. Manchmal hilft der Blick in die Geschichte die Zukunft klarer zu sehen, damit Frieden eine Chance hat auch unter den offensichtlich blinden Schlafwandlern.
jt 20.4.14

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