Samstag, 8. Juni 2013

Werterelativismus


Oder das St. Florians Prinzip kollektiver Verblödung

Hochwasser haben die Neigung, wie jede extreme Natur,  alles zu relativieren und mit dem jeweiligen Wasserstand zu egalisieren, was nie gleich oder vergleichbar war. Gleich grau im Schlamm und stinkend in der Sonne, nimmt es auch trocknend noch die gleiche Richtung zur großen Gleichmacherei.

Entsprechend tief verbunden fühlt sich die neu geeinte Volksgemeinschaft, die solidarisch in Gruppen schippt, stapelt und sich empört über die Untätigen.

Vor allem gibt sie nicht handelnden Politikern die  Chance, den Eindruck zu verbreiten, sie wären  zupackend, weil sie durch ihre eigentlich überflüssige Anwesenheit inszenierte Präsenz zeigen, die sehr teuer, die Arbeit behindernder Hochwassertourismus nur ist, sich aber um so mehr über Gaffer wie sie empört, die nur ohne großen Medientroß weniger Schaden verursachen.

In diesem ekligen Kleister aus Volksgemeinschaft und  monarchischem Verständnis von Repräsentanz versinkt, was uns eigentlich Sorgen machen sollte völlig.

Wen interessiert neben dem großen Wasser, das eben fließt und alles dominiert, noch wie die Türken ihre Demokratie verteidigen oder die Amerikaner die Freiheit von uns allen für Sicherheit aufgaben.

Die vollständige Überwachung im Netz ist Realität und unser Staat unterbricht gewaltsam eine friedliche Demonstration und es interessiert keine Sau mehr, weil der Wohlstand absäuft, der uns alles ist. Es sind die Habseligkeiten, die uns näher sind als die Ideen.

Wir haben uns in die entgrenzte virtuelle Welt als privaten Schonraum zurück gezogen und dafür den Traum von Miteinander und Gemeinschaft aufgegeben, die Ideen für privaten Wohlstand relativiert, lassen es uns gut gehen, statt uns noch zu fragen, ob nicht die Bedingung dieser Entscheidung damit aufgegeben wird, denn ohne Freiheit und freie Entscheidung ist die Erhaltung des Wohlstands im Land nichts mehr als die Bilanz eines Freizeitparks.

Darum freue ich mich, wenn diese schreckliche Flut und ihre verblödende Solidarität endlich endet, Konflikte wieder aufbrechen, wir uns lieber ordentlich streiten, statt in blinder Solidarität hinter der Gummistiefelkanzlerin  herzulaufen. Nicht mehr länger uns einlullen lassen vom Wahn der faktischen Not, die eben alternativloses Handeln erfordere.

Weil diese verantwortlichen Versager seit Menschengedenken nicht handeln und regieren sondern nur reagierten, haben wir dies Problem und vergrößern es mit jedem Sandsack.

Die Devise lautet:
Oh heiliger St. Florian, verschon mein Haus, zünd andre an!

Das Volk beschäftigt sich mit immer höheren Mauern aus Sandsäcken, fühlt sich bedeutend, wird bedankt vor Ort und potenziert die Katastrophe für die nachfolgenden Nachbarn. der.

Das ist der widerliche Werterelativismus der Egos, die auf Schnäppchenjagd ihre Herrentour machten, die Bedeutung für Medienpräsenz halten und wer am lautesten schreit und am längsten, der hat Talent, wird an der Katastrophe gewinnen und darum geht es nur noch,  die Bilanz des Glücks wird numerisch gezogen, ist berechenbar und wir lassen uns für ein weniges davon kaufen und einrechnen.

Wem wird nicht übel von diesem Gefasel eigentlich gebildeter Leute, die sich für die falsche Politik, um der Sache willen gebrauchen lassen als Litfaßsäulen im Theater medial abhängigen Junkies der Generation Web, denen die Überwachung egal ist, solange sie ihren Spaß haben?

Jeder weiß, wo der Druck im Kessel steigt, nimm den Deckel ab, damit es sich entspannt, wir dagegen erhöhen den Druck, indem wir den Deckel durch noch höhere Stapel noch erhöhen loben Wälle und Deiche, die mehr Ursache als Lösung sind. 

Wir schicken damit die Gefahr einfach weiter, lassen die Nächsten für unsere Fehler bei der Versiegelung der Landschaft büßen und loben die scheinbar pragmatischen Politiker - sind wir wirklich kollektiv verblödet oder fragt sich noch jemand, was das soll?
jt 8.6.13

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