Freitag, 14. Juni 2013

Die Wahrheit über Berlin

Lesung Peter Baharov
Die Wahrheit über Berlin

Langsam versammelt sich das Auditorium im Soda Club, um am heutigen Abend die Wahrheit über Berlin zu erfahren. Noch sind die Reihen relativ licht, da beginnt der Gitarrist sein Instrument zumindest zu stimmen. Mit üblicher Berliner Gelassenheit wird der Termin noch mal eine Viertelstunde verschoben.

Berlinerisch beginnt die Sängerin mit der Beschreibung unserer Stadt, von der sie nicht lassen kann, weil sie ihr schon zu sehr ans Herz gewachsen ist. Jenem Ort, an dem keiner einen Job hat und die Leute alle einen Stock im Arsch haben und mit dem zur nächsten hoppen. Dies ihr Berlin kennt sie schon so gut, dass es langsam weh tut.

Nun beginnt der Bulgare, der seit dreizehn Jahren in Berlin lebt aber in München aufwuchs und erzählt von seinem Anfang im Asylantenheim in München in dem nach die Kontinente nach Stockwerken getrennt waren. Wie er schließlich zum Medizinstudium über noch Kindheit in Singapur nach Berlin kam.

Die erste Geschichte erzählt von der Party in seiner WG, die irgendwann noch vor der Zeit der Facebook Parties zu etwas vergleichbarem ausartete. Gegen 22h waren bereits 200 Menschen in den 360qm zusammen gekommen. Den ersten sich beschwerenden Nachbarn integrierten sie noch und eine Stunde später waren es schon 300. Da brachen sie seine Zimmertür auf und stellten fest, dass in dem Club ja jemand wohnte. Nun kam schließlich die bösere Hälfte des Nachbarn und holte ihn wieder heraus. Als um sechs Uhr schließlich nur noch 100 Leute herumstanden, tanzten oder schmusend in der Ecke lag, war er gelassener geworden. Nach dem Fest waren Wohnung und Haus verwüstet und er war zum nie wieder endgültig entschlossen.

Nun singt die süße hennarotgefärbte Schöne den Sonderzug nach Pankow.

Im weiteren erzählt er von den vielen Jobs, die er nach Abbruch seines Studiums machte. Was ihn zu einer Geschichte über das Erleben eines unerwarteten S-Bahn Stopps bringt und beschreibt die Menschen in der stehengebliebenen Bahn. Lauter Originale, wie wir sie immer sehen. Das Chaos, was jeder der Anwesenden nun infolge erlebt. Wie sich die Fremden plötzlich solidarisierten. Als plötzlich die Durchsage kam, die Panne der Signale würde unabsehbar lange tun. Da entspannte sich die Situation langsam und der kleine Aufstand begann mit plötzlichem gemeinsamen Rauchen und genoss die neue Welle Situation. Die sich dann wieder nach zwei Stunden als die Bahn zurück zum Bahnhof fuhr, wie typisch für Berlin einfach auflöste und zurück blieb nur die Erinnerung an die schöne stehengebliebene Zeit in der Kommune S1.

Nach schwungvoller Musik kommt der Bericht über die Berliner Türken am Beispiel der Döner Formel,  im Dönersprech für Anfänger. Die Anzahl der Anwesenden, wobei Türken doppelt zählen und je besser der Dönermeter ist, desto höher die Chance gesund heraus zu kommen. Passende Antworten in der Döner Kommunikation werden geschult.

Nach dem Döner Laden, wird der Berliner Späti zum Thema und er phantasiert über den Spätomaten, den automatisierten Späti, der eigentlich Onkel Jilmaz heißen müsste und er stellt sich vor, wie dieser automatisierte Späti aussähe und wie das Chaos wohl würde, wenn sie die Maschine ungefragt mit vier Litern Ayran bespritzte.

Ein wenig pathetisch besingt die Sängerin nun Berlin Berlin als ihr Publikum wie es weint und wie es lacht.

Der letzte Text handelt von den Klischees, die er sämtliche erfüllt als typischer Mitte Hipster und sein Soja Latte dampft vor sich hin. Beim Blick in den Spiegel stellt er fest er ist wie alle sich gleichen und er auch einer der vielen ist und mit viel Schalk beschreibt er den auch hormonellen Dresscode der jeweiligen Kietze in unserem großen Dorf.

Den Abschluss eines schönen Leseabends mit hoher Wiedererkennung und viel Lachen bildet noch ein Stück Musik und das Buch kann ich grinsend allen Berlinern und Besuchern empfehlen.
jt 14.6.13

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