Dienstag, 18. Juni 2013

Im Berliner Ensemble

Schweijk im 2. Weltkrieg

Am warmen Sommerabend spielt das BE die Geschichte vom braven Soldaten Schweijk, wie er in den 2. Weltkrieg kam.

Mit dem SS Mann am Tisch vorsichtig plaudernd und die wunderbare Antoni dazwischen singend, nimmt Brecht mit Weil die alte Geschichte wieder auf, die er schon im Exil schrieb.

Schnell geht es um die Liebe, die sich am möglichen Fleisch misst. Das gerade gemeldete Attentat auf den Führer wird zum Grund eleganter Doppeldeutigkeiten. Die Welteroberung als Ziel führt den armen Schweijk zur Gestapo.

Nun im Hauptquartier beginnt das Verhör des Schweijk. Es geht um Geständnisse und die tatsächliche Blödheit des Schweijk. Über die Hundeliebe ändert sich das Gespräch und der für blöd gehaltene wird mit der Aufgabe entlassen, der Frau des Kommandeurs einen Spitz zu besorgen.

Zart mit ihrer Weiblichkeit spielend singt die große Antoni uns von der Ernte des Obstes und der Lust daran. Der zurückgekehrte Schweijk verhandelt über seine Zukunft. Im Handlesen wird die Zukunft des SS Mannes gelesen, bis der aus Furcht flieht. Der nach dessen Abgang wiederkehrende SS Spion versucht erneut einen der Gäste zu überführen.

Weiter nehmen die Ereignisse zu Prag ihren Lauf. In den Moldauanlagen geht es um den Spitz und ein Lied von den reifen Pflaumen, das die Chance zum Hundediebstahl gibt.

Die Verhaftung zum Dienst an der Heimatfront führt auf neue Wege. Als Waggonschieber tun sie ihren Dienst und er handelt mit der SS. Dann geht es um Gulasch und neue Berechnungen, die zu vollständiger Verwirrung führen.

Das folgende Tanzvergnügen zur Übertönung des Londoner Senders tarnt die Wirtin, als die unsere geschätzte Antoni brilliert.

Klarinette und Klavier begleiten dann die erwartbar moralischen Gesänge von Brecht und Weil im üblichen Schema.

Als der Gestapo Chef kommt, den Spitz zu holen, ist der schon geschlachtet und als Gulasch Grundlage gebracht worden. Wieder wird Schweijk abgeführt und im verbliebenen Kneipraum singt die Antoni von den drei Kaisern in Prag und gibt dem wie üblich durchsichtigen Brecht noch zarten Tiefgang. Sie allein macht diesen netten Abend wirklich groß in ihrer just  geprügelten Größe.

Nun im Gefängnis trifft der brave Soldat auf den Eigentümer des Spitz und singt ihm eine neue Variante des Horst Wessel Liedes vor über die geschlachteten Viecher die der Metzger die Augen fest geschlossen an seiner Schlachtbank anmarschieren lässt.

Als nun endlich der brave Soldat als verdonnerter Freiwilliger allein gen Stalingrad marschiert trifft er auf die singende Truppe in russischem Schnee, die vom irgendwie Überleben in typisch durchsichtig brechtscher Moral tönen.

Rudolf darf dann noch die Liebe mit genug Fleisch beweisen und die auch im Winkel noch Raum füllende Antoni küssen, die nun im Schleier das Lied vom Kelch singt, während der brave Soldat im Schnee marschiert und dort auf seinen zwergenhaften Führer trifft und sich nur entscheiden muss, ob er auf ihn schießt oder scheißt.

Der am Ende aufbrausende große Applaus trotzt der großen Hitze und ganz angemessen kommen die Antoni und der brave Soldat als letzte zur Krönung. Ein trotz säuerlicher Brechtscher Moral lachender Abend.
jt 18.6.13

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