Sonntag, 16. Juni 2013

Kronprinzessinenwürde

Nie wieder Canossa

Es gibt nichts, was heute noch für die Monarchie spräche als die Neigung der Menschen zu Kitsch und Tratsch, denn auch die integrative Wirkung ist immer mehr anzuzweifeln, wie jüngste Beispiele aus Spanien zeigen. Dennoch gebührt es sich in einem bunten Europa die eben Traditionen der Nachbarn mit Respekt zu behandeln und eine Monarchie ist hier so zu behandeln, wie eine Volkstanzgruppe oder eine regionale Sprache.

Es wird in Spanien gut katholisch peinlich berührt beschwiegen, was niemanden etwas anginge, wäre nicht dem Vorfahren Heini vor über vierhundert Jahren Paris eine Messe wert gewesen. Die Folgen dieser tragischen Entscheidung des eigentlich freiheitliebenden Herren aus Navarra zeigten lange und weite Wirkungen für Europa bis heute, in dem es einen freiheitlichen Teil gibt, der seinen Bürgern die Bürger- und Freiheitsrechte selbstverständlich gibt und einen katholischen, der dies offiziell auch tut, in Wirklichkeit aber noch mit dem Menschenbild des Mittelalters lebt.

Es mag hier dahinstehen, ob nicht schon die Existenz der peinlich schnüffelnden Yellow-Presse ein Verstoß gegen die Würde des Menschen ist, die Verbreitung dieser Dummheiten nicht sanktioniert gehört, es ist uns unsere Freiheit wert, auch über diesen eigentlich Dreck, der an niedrigste Triebe noch stets appelliert, hinwegzusehen.

Der ganze schmierige Bodensatz der medialen Gesellschaft erfordert von einem denkenden Menschen viel an aktiver Toleranz und auch wenn es dem Gewissen und jedem Gerechtigkeitsempfinden widerspricht, diese die Welt mit ihrer geschriebenen Scheiße unwidersprochen besudeln zu lassen, wir sollten nicht denen, die an ungebildet dumme Bedürfnisse appellieren, es überlassen, zu bestimmen, was Freiheit ist und wie weit sie geht.

Darum ist es gut, dass Artikel 5 Grundgesetz auch dieses Verhalten schützt, sogar wenn es nur um die  offensichtliche Verbreitung schriftlicher Lügen geht.

Nicht tolerabel aber dürfte die Verbreitung und Mutmaßung über Details sein, wie sie nun erfolgreich ein Verwandter der spanischen Prinzessin betreibt. Egal was war, als es geschah, war sie Privatperson. Wer sich darüber auslässt, oder sie und ihre Position oder Ehe damit zu gefährden trachtet,greift einen anderen Menschen im Kern seiner Würde an, dies Verhalten verdient nie Schutz.

Dies auch, wenn es spannend wäre zu debattieren, wie selbstverständlich eine Prinzengattin in Norwegen vorehelich Mutter sein kann, aber in Spanien solches eine Abtreibung noch erforderte, wohin päpstlicher Wille also in der Wirklichkeit führt.  Aber ehrlich gesagt, halte ich die Entscheidungen des Vorsitzenden einer jüdischen Sekte zu Rom für ein demokratisches Europa für völlig irrelevant, tue jedenfalls so, um einer veralteten Organisation aus dem Privatbereich der Einzelnen nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu gewähren.

Spannend ist dieser Punkt nur insofern als nun eine Familie, die sich über ihre französischen Vorfahren gern bis auf Maria Magdalena zurückführen, ihre scheinbar katholische Legitimation infrage gestellt sehen könnte.

Menschen, die infolge der natürlichen Zufälle eines Zeugungsaktes zu obersten Repräsentanten bestimmter europäischer Regionen wurden, ihre Herrschaft von Gottes Gnaden ableiteten, haben keine Legitimation als den Glauben oder Aberglauben der anderen.

Darum ist es wichtig, wie künftig mit dieser privatesten Information umgegangen wird für das, was unser Europa künftig ausmacht.

Es ist völlig egal, ob die spanische Kronprinzessin es lieber von vorne oder hinten mag, ob sie einmal oder zehnmal abtrieb, ob sie Frauen lieber mag als Männer die Elefanten jagen, aber sofern es eine Rolle spielen kann für ein Amt, dass eine übernehmen will, muß entweder dies Amt gestrichen werden oder der Einfluss dieser Fragen darauf.

Hiergegen gilt es laut zu werden und also gegen die lächerlichen Schlagzeilen auch der FAZ, die darauf hinwies, dass der mit dem geborenen obersten spanischen Repräsentanten verheirateten Frau und also Mutter künftiger Prinzen für irgendwann die Exkommunikation droht.

Hier sollte eine Welle der Solidarität durch Europa schwappen unter dem Slogan: "Nie wieder Canossa!" Es geht um die Würde einer Frau, um unser  Selbstverständnis als Europäer und die Formen zulässiger Repräsentation.

Keine Frau wird je aus Spaß abtreiben, sie wird ihre Gründe haben und bevor hier noch eine neue Debatte aufgemacht wird nur soviel dazu, dieser Bereich ist eigentlich rechtlich nicht gerecht je regelbar, darum sollten wir Männer das Maul halten und den Frauen nach Möglichkeit rechtlich eine Situation schaffen, in der sie frei entscheiden können und es nicht noch peinlich moralisch  beurteilen, wovon wir keine Ahnung haben.

Darum an dieser Stelle genug geschrieben, sein wir solidarisch mit der Würde einer Frau, mehr geht nicht und sagen wir allen, die sie oder ihre Familie nun bedrängen, sie sollten Ruhe geben, denn für die Freiheit und Würde einer Frau öffentlich einzutreten, ist der einzige der mittelalterlichen Zöpfe, die nicht abgeschnitten gehören.
jt 16.6.13

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