Freitag, 30. August 2013

Theater des Kapitalismus

Die toten Seelen

Gogol im Sommer Theater
ACUD

Eine Geschäftsidee

Langsam bevölkert sich die hier Bühne mit irgendwie russisch anmutenden Gestalten. Es spielt eine E-Gitarre auf Synthesizer seltsam verzerrt.

Anfang und Vorspiel gehen nebenbei ineinander über. Ein Singen und tanzen nimmt seinen Lauf.

Plötzlich verschwinden alle nur der Rollstuhlfahrer und die Gitarristin. Dann setzt sich Michael Hecht als Tschitschikow unter uns erzählt von seiner Not und wie alles anfing.

Es soll die Liste der Großgrundbesitzer erstellt werden, während sich der Trunkene an den Planer mit der genialen Idee wendet. Sich dann lallend unter uns setzt, die wir im Café mit Bühne versammelt sind und er lässt den wunderbar trunken spielenden Heiko Schendel als Nosdrjowb zurück. Wir werden nun alle aus dem Café geschmissen, das auch im Stück schließt und setzen uns vor die Bühne im Hof.

Simon Gläsner klettert als Manilow mit Flossen und Schwimmbrille aus einem Loch mit Klo Deckel auf die Bühne. Er einigt sich mit Tschitschikow über den Kauf der toten Seelen.

Susanne Heubaum hat als Pljuschkina ihren ersten Auftritt, ist die Verteidigerin der kleinen Dinge, als welche sie eine Schraube aus dem Staubsaugerbeutel rettet.

Tom Kannegießer als Sobakewitsch rollt auf die Bühne und spricht bis zum Umfallen mit Tschitschikow um sich auf den Handel zu einigen über die toten Seelen so handeln sie es miteinander aus, um jeden Rubel feilschend.

Nun mit Pljuschkina im Handel über die nächsten Bauern.  Ziehen sich beide Bis auf die Wäsche voreinander aus, um sich zu einigen ohne etwas zu verbergen.

Dann trifft er den verkaterten Nosdrjow um sich über die nächsten Bauern zu einigen. Großartig erheiternd spielt er seinen Kater und sie handeln und spielen schließlich darum Tschicktschacktschuck.

Beim nächsten Handel mit der Gutsbesitzerin Korobotschka gegeben von Rike Eckermann taucht der Teufel auf im tiefen Aberglauben.

Beim Notartermin wird alles notiert und sie verbergen sich trunken verplappernd voreinander. Und sie suchen Gründe für das Geschäft, das sie voreinander tarnten.

Als Tschitschikow verschwand kommt es zu immer mehr Gerüchten. Er wird zum Spion und Falschmünzer stilisiert.

Sie bedrohen den durch den Verkauf der toten Seelen reich gewordenen  und wollen  aufhängen woraufhin er arm abzieht und sie über die Welt klagend sich selig zurück ziehen.

Eine wunderbare Inszenierung über die großen Geschäfte mit Nichts die am Ende zu nichts führen, passt zu gut in unsere Zeit in der mit virtuellen Geld um die Welt gehandelt wird und irreale Werte zum zentralen Wert werden.

Die gescheffelten Gelder, die zu nichts werden und nichts als einsam machen wirken wie ein Spiegel unserer Zeit in der sich ein Vorstand umbringt nachdem in ihm die Angst vor dem Ackermann zu groß wurde, der dem Handel mit nichts zur Macht verhalf und der nun vor dem Leben scheiterte.

So findet großes Theater in die Welt und baut Brücken in unsere Zeit dieses Sommertheater kann allen empfohlen werden, ein Genuß für die Sinne und ein Anstoß für den Geist unser System infrage zu stellen, in seinem Streben, ein großer Theaterabend, auch mit einem schwachen Tschitschikow, der von seinen Mitspielern gut ausgeglichen wird.
jt 30.8.13

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