Sonntag, 7. September 2014

Sexualmoral

Was ist heute Sexualmoral und welchen Zweck verfolgt sie in einer sterbenden, überalterten Gesellschaft noch?

Ist es nicht längst absurd geworden im Zeitalter des online Dating noch von einer solchen zu sprechen, fragt sich der Beobachter und Teilnehmer des munteren Treibens. Wir treffen uns in den kleinen Momenten, die uns das Leben schenkt und genießen sie nach Möglichkeit so, wie es unserer Natur entspricht. Alle Grenzen und Regeln sind dabei absurd, es muss im Gegenteil darum gehen, so regellos und frei wie möglich zu genießen, da uns der Alltag genug unnötigen Regeln unterwirft, brauchen wir sie nicht noch im privaten Bereich errichten, wo es darum geht, endlich frei von allem religiösen Aberglauben, der auch Europa lange genug beherrschte, das zu tun, was uns gut tut und gefällt, mit denen, die uns dazu mögen und alles andere scheint doch eher absurd und aus einer anderen Zeit.

Kenne da keine Regeln und Grenzen, tue was gut tut und genieße gern das geteilte Glück und frage mich, warum ich mich dabei beschränken und irgendwelchen Regeln unterwefen sollte, auch wenn viele es noch gerne tun - die einen küssen nicht beim ersten Date, die anderen schlafen zumindest nicht zusammen beim ersten Date und ich betrachte es kopfschüttelnd und verstehe es nie. Unsere Natur führt uns zusammen und lässt uns begehren oder nicht, wenn nicht, passiert nichts und wenn doch, sind wir frei, es zu genießen, alles andere ist eine Reglementierung in einem Bereich, in den keine Regeln passen, weil jede Regel generell ist und darum nie dem einzelnen gerecht wird.

Die Mutter meiner Tochter habe ich beim Griechen um die Ecke kennengelernt und durch verschiedene hier völlig irrelevante Vorgänge, die auch gerne privat bleiben können, landeten wir schließlich am ersten Abend bei ihr und in ihrem Bett, hielten es infolge neuneinhalb Jahre miteinander aus. Die These der ersten Nacht taugt also nicht zum Beweis dafür, dass es keine Beziehung wird oder eine solche irgendwie schlechtere Aussichten hätte auf Bestand.

Im Gegenteil lehrt die Erfahrung, dass alles, was kompliziert beginnt, selten ein gutes Ende nimmt, weil wir nicht bei unserer Natur sind und nur nach ihr können wir wohl lieben und genießen. Wer sich mag und will, soll es dementsprechend genießen, wenn die Gelegenheit da ist, scheint mir mit zugegeben geringer Erfahrung doch von relativ allgemeiner Gültigkeit zu sein, auch wenn es viele Menschen gibt, die das Gegenteil beschwören, insofern strengen Grundsätzen folgen, die sie nicht übertreten, damit der Wille welcher Moral auch immer die nur Natur beherrscht, die es zueinander zieht und die sich natürlich nah sein will.

Wer sich nicht küssen will, sich nicht angezogen voneinander fühlt im ersten Moment, findet dies auch selten in den Momenten später, auch wenn uns die üblichen Riten der Annäherung gern in dieser Illusion nähren und uns damit auch manches absurdes abwarten lassen, was seinen Wert dann nicht aus sich, sondern nur aus den Grenzen gewinnt, die wir endlich überschreiten dürfen, womit aber das Verhältnis nicht unserer Natur entspricht sondern nur dem Regelkorsett, das wir ihr aufsetzen, wider die Natur also eigentlich ist.

Sex ist schön und Sex ist gut, er ist sogar gesund und hält fit, wer ihn nicht genießen kann, möge es lassen, ihn in einen formellen Rahmen zu stellen, kommt mir, um so länger ich darüber nachdenke, immer absurder vor - Anziehung ist kein himmlisches Wunder sondern eine Mischung aus physischer und psychicher Anziehung durch Synchronizität oder je Gegensätze, beeinflusst durch Hormone, Geruch und Geschmack. Du merkst erst dabei, ob du dich wirklich riechen kannst, oder lieber nur Freunde bleibst, oder was auch immer die Annäherung bedingte, in der Form genießt, wie es ihr eben entspricht.

Es hat sich über die Geschichte in vielen Kulturen und bei vielen Frauen ein regelrechter Ritus der Verhinderung herausgebildet, der für manche wohl den Reiz erst ausmacht, warum viele lieber aus Prinzip verzögern, um auch attraktiv zu wirken, sich nicht verschenken wollen und auch in vielen Männerköpfen blieben solche absurde Frauenbilder haften, wonach eine Frau um so viel attraktiver scheint, desto schwerer die Hürde zu ihrem Herzen, beziehungsweise eigentlich zu ihrem Busen und Schoß zu überwinden ist. Ob dies nur der Bestätigung, der Erhöhung vielleicht sonst flach gemutmaßter eigener Reize dient oder bereits zur Natur wurde, weiß ich nicht zu beurteilen, noch, ob mein Urteil über das Verhalten anderer eine sachlichere Grundlage hat als mein Gefühl dafür, ich also hier auch nur aus meinem Dafürhalten vor mich hin schwätze, wie andere aus ihrem moralisieren, was ich natürlich gern, dem aber auch eher gewöhnlich liberalen Geist der Zeit huldigend, für mich weit von mir wiese - ich bin doch kein Moralapostel - oder doch schon darin?

Es gibt so einige, die den Sex als Form körperlicher Erfrischung auch ohne Gefühl genießen, schön wem das gelingt, gehöre nicht zu dieser Spezies sondern gebe mich lieber, und sei es auch nur für den Moment der Nacht, der Illusion der Liebe hin, weil der Akt als solcher mir irgendwie emotional eingehüllt wesentlich attraktiver scheint, was mich zu der Frage führt, ob ich nun wirklich frei handle und genieße oder auch nur ein dummes Opfer der immer Konventionen bin.

Frage ich mich also lieber zuerst, bevor ich weiter die Unfreiheit der anderen verurteile, die Konventionen folgen und nicht frei vögeln wie ihnen die Natur gewachsen ist, wie frei ich wirklich darin bin und ob nicht gerade die emotionale Kette um den Sex erst unfrei macht, weil frei doch die genießen, die sich einfach nur als Körper einander hingeben ohne das ganze emotionale Drumherum, eben der nur Natur der Körper folgen, die manchmal nach Vereinigung drängen oder vielleicht sogar meist, es sich aber nur manchmal eingestehen.

Habe es probiert und festgestellt, es funktioniert nicht recht oder wenn nur mühsam, es ist von keiner Leidenschaft getrieben, die doch die Sexualität erst schön macht, denn der Akt des sich ineinander reibens an feuchten Schleimhäuten, bis es zu einer nervlichen Kontraktion kommt, die wir für den Höhepunkt halten und auch so nennen, ist ja eigentlich recht trivial, so nüchtern betrachtet. Also ist es vielleicht praktisch das ganze gern in einen irgendwie Gefühlsrahmen zu packen, der wohl mit den Ursprüngen des Aktes, der Fortpflanzung und Familiengründung zusammenhängt, der aber weder dabei gewollt sein muss, noch überhaupt meist gar riskiert wird und so tue ich, was meiner Natur entspricht und stelle es doch immer in einen emotionalen Rahmen und frage mich nun also, ob mein eher kein Sex ohne Liebe, weil es mir nicht wirklich Spaß macht, ich dann jedesmal dachte, gut, das hätte ich auch alleine machen können, nicht auch moralisch ist, wie das, was ich bei denen, die es aus rein formellen Gründen tun, eher verurteile.

Möchte gern den Sex frei sehen und jeder soll so damit glücklich werden, wie es ihm oder ihr entspricht, ob mit oder ohne Gefühl, zu zweit oder zu mehreren, gleichen oder verschiedenen Geschlechts, mag das ein jeder so genießen, wie es ihm, also auch ihr entspricht, was im weiteren nicht wieder erwähnt wird, da es sich eigentlich von alleine erklärt, womit wir schon wieder bei einem anderen spannenden Kapitel der Sexualmoral wären, dem Einfluß der Frauenbewegung und der Emanzipation sowie deren Auswirkung auf das Paarungsverhalten und die Lust dabei. Aber bevor ich mich in diesem endlos weiten Feld wieder verliere, sei noch der erste Gedanke zu Ende gebracht. Die Möglichkeit den Sex seiner je Natur nach so auszuleben, wie es jedem entspricht, sollte einfach logisch dem Grundrecht der freien Entfaltung der Persönlichkeit zugehören. Jeder nach seiner Fasson, wie schon der alte Fritz sagte, der allerdings nach einem wohl folgenreichen Erlebnis in frühester Jugend und einer etwas unklaren Neigung diesbezüglich eher abstinent später lebte, auch der Neigung sich fortzupflanzen darum nicht frönte, was Preußen dann die nur teilweise befähigten Neffen als Thronfolger bescherte, was aber nun wirklich zu weit führt auch bezüglich der vergötterten Luise, die sogar gerade zu asexuell verehrt wird.

Jeder nach seiner Fasson und meine ist es eben Sex gern mit der Idee des Gefühls zu verbinden, weil die Erfahrung zeigt, erst sie stellte mich zufrieden, mit dem was ich da tat. Nur handele ich darum moralisch weil ich einem höheren Grundsatz folge, der mit der Sache an sich ja wenig erstmal zu tun hat, frage ich mich nun und beschließe mal nachzulesen, was Wiki dazu sagt, auch wenn ich mir, fürchte ich nun, fast sicher bin, dass ich, auch wenn ich es gar nicht will, genauso moralisch handle wie jene, die ich dafür, ob ihrer Unfreiheit und ihrer Grenzen oben verurteilte.

“Moral bezeichnet zumeist die faktischen Handlungsmuster, -konventionen, -regeln oder -prinzipien bestimmter Individuen, Gruppen oder Kulturen. So verstanden, sind die Ausdrücke Moral, Ethos oder Sitte weitgehend gleichbedeutend und werden beschreibend (deskriptiv) gebraucht. Daneben wird mit der Rede von Moral auch ein Bereich von praktischen Urteilen, Handlungen oder deren Prinzipien (Werte, Güter, Pflichten, Rechte) verbunden. Eine so verstandene Unterscheidung von Moral und Unmoral ist nicht beschreibend, sondern bewertend (normativ). Eine moralische Bewertung kann als bloßer Ausdruck subjektiver Zustimmung oder Ablehnung verstanden werden.”

Nun ich handle wohl einem Muster, das sich bei mir bewährt hat, folgend, in der Hoffnung damit glücklich zu werden, aus der Erfahrung, dass eben der Sex schöner ist, wenn ich ihn mit Gefühl verbinde, was wiederum ziemlich konventionell klingt. Aber ich bewerte ja nicht die Sicht der anderen, will ich noch einwenden und tat es oben doch, weil es eben nicht meiner Vorstellung von Glück und Freiheit entspricht. Sollte also schleunigst dies Urteil widerrufen, um nicht aus meiner Vorstellung von schönem Sex doch noch fälschlich eine Moral zu machen. Aber ist wirklich frei, wer sich oder anderen dabei Regeln auferlegt, die nichts mit der Sache an sich zu tun haben?

Kann für mich zumindest anführen, dass es direkt um die Sache des Sex geht, den ich eben  nur so wirklich genieße und noch weitergehend sogar kann ich für mich sagen, es funktioniert auch technisch nahezu nur noch so und alles andere führt eher zu amüsanten Peinlichkeiten, die selten in der Situation so erlebt werden, wie es mir diesbezüglich etwa im professionellen Umfeld wiederfuhr, als ich feststellte, eigentlich war das nicht, was ich wollte und genießen konnte. Fern davon es zu verurteilen und die dort tätigen Damen sind ja nun professionell meist genug, es doch zu einem guten Ende zu bringen, aber es ist nichts, was um der Sache wegen für mich noch vielfacher Wiederholung wert wäre und dazu hatte mir relativ bescheidene Erfahrung weniger male schon genügt, sicher zu sein.

Was Sicherheit ist und was es mit dieser wohl zu tun hat, wäre ein weiteres, spannendes Thema, was auch in Zeiten der Angst vor AIDS oder anderen Viren hochaktuell scheint, da die Neigung so durch Mißhelligkeiten der Natur eingeschränkt wird und auch wenn wir diese leicht durch etwa Kondome umgehen können, um weiter ungestört unserem Vergnügen zu frönen, stellt sich doch die Frage, ob die Sicherheit eine Frage der Moral ist oder nicht eher umgekehrt beide unabhängig zu betrachten sind. Wo ich vertraue, bin ich mir sicher, je nachdem wie oft dies Vertrauen schon enttäuscht wurde oder wie lernwillig ich bin, kann sich dies unterscheiden oder nicht.

Vertrauen zu schenken und anzunehmen, ist wohl eine moralische Frage, die aber nur indirekt mit der Moral beim Sex oder zur Sexualität zu tun hat, warum sie an diesem Punkt nicht wirklich weiter führt, mir nicht hilft zu klären, ob mein Urteil moralisch ist oder nicht und ob dies wiederum gut so ist oder gerade nicht und welches Verhältnis zur Moral also wohl das beste ist. Das Thema scheint komplex und vielfältig und in der inneren Abgrenzung oft unscharf, da uns naturgemäß immer wieder die natürliche Distanz dazu fehlt - verliebt schreibe ich eben logisch anders als in frisch verlassen, unglücklich verliebt oder grunsätzlich enttäuscht.

Leichter wird das ganze dadurch, dass ich eine grunsätzliche Liebe zu Frauen empfinde, sie nicht nur als von der Natur wunderschön konstruiert sehe, sondern auch dazu neige ihnen gegenüber grundlos positive Gefühle zu hegen, was auch mancher Erfahrung Hohn spricht aber scheinbar allem zum Trotz weiter Stand hält und erwartungsfroh positiv jede dieser so verschiedenen Wesen anschauen lässt, ob nicht die eine die ist, die es immer bleiben wird, auch wenn ich eigentlich längst sicher bin, welche es ist, wollte sie mich nur, aber auch das hat wenig mit der Moral beim Sex zu tun und führt nicht weiter, ist womöglich auch nur ein Produkt der übersteigerten Phantasie des Literaten. Dies grundsätzliche positive Gefühl hegte ich auch den Huren gegenüber die ich vor vielen Jahren kennenlernen durfte, aber, seltsam genug, genügte dies nicht die professionelle Seite des Sex vollständig zu ignorieren und es zu genießen, als wäre es von Gefühl getragen.

So verbinden sich bei mir, also auch wenn ich mich jenseits aller Moral wähne, die physischen Funktionen, die sonst eher untadelig sind, mit dem irgendwie moralischen Prinzip des Gefühls, das ich als einen wertsteigernden Faktor beim Sex betrachte. Frage mich also, ob es den prinzipiellen Verhinderern, von kein Sex vor der Ehe bis zu kein Kuss beim ersten mal vielleicht genauso gehen könnte und es darum einfach egal ist, was wir als Grundsatz wählen, solange es darum geht, es mehr zu genießen, welchen Rahmen wir auch immer darum hängen.

Hier stellt sich logisch im Rahmen der katholischen Sexualmoral die Frage, da diese die Lust eher tabuisiert und als Sünde bezeichnet, ob diese eigentlich eher eine dialektische Wirkung hat, also das Verbot nur dazu dient, die Lust an der Sünde zu erhöhen, ihr einen Reiz durch das Verbot erst zu geben, der mit so lustigen Geschichten aus der Welt des Aberglauben wie der Jungfräulichkeit Marias, sich sehr intensiv mit der Sexualität beschäftigt. Sicher ist nur, es hat weder der Fortpflanzung der Katholiken geschadet noch vielen Gläubigen im Verhältnis zu ihrer Sexualität, zumindest sind diese nicht deutlich impotenter als andere aufgrund moralischer Vorgaben oder gar sexuell Inaktiver sondern eher im Gegenteil, um so normaler die Sexualität und um so aufgeklärter unser Verhältnis zu ihr, um so mehr Menschen entdecken, was sie für ein Problem mit ihr haben könnten und haben es, dahingestellt ob infolge, auch meist ausgiebig.

Auffälig ist das Verhalten der Katholiken nur unter den Amtsträgern, bei denen es eine eklatant erhöhte Zahle von Pädophilen gibt, die sich dabei noch in einem überdurchschnittlich hohem Maß an Abhängigen vergingen, da ihre Sexualität völlig tabuisiert ist und sie sich im ohnehin verbotenen wohl der natürlichen Grenzen weniger bewusst sein könnten. Dieser letzte Punkt bringt uns zu den Grenzen der Moral in der Freiheit des anderen. Dieser Bereich ist auch darum  wohl bei uns pönalisiert, auch wenn nicht ganz klar ist, ob die Skandalisierung das Problem erst schafft oder es einfach wider die Natur ist, was da geschieht.

Damit komme ich wieder an den Punkt an dem ich schon oben ins stolpern geriet, die Frage der Fähigkeit sich ein Urteil zu bilden und vor allem in meiner engen Sicht über die der anderen zu urteilen. Wie sollte ich auch, der ich keine Götter kenne, an keine Propheten oder somnstigen Abeglauben noch glaube, verstehen können, warum Menschen ihr Verhalten danach ausrichten. Vielleicht könnte allgemein gelten, dass es gut wäre Kinder von Religion und Sexualität zu verschonen, sofern sie sich nicht selbst damit beschäftigen und den Drang dazu fühlen, was wohl eher außergewöhnlich bei beiden ist. Nachdem wir in den siebzigern dazu neigten alles zu enttabuisieren und also auch die kindliche Sexualität, die es in den meisten Fällen vermutlich gar nicht gibt, schwanken wir gerade in die andere Richtung und neigen zu einer neuen Tabuisierung und vermutlich würde ein Nabokov, wenn er nun seine Lolita veröffentlichte, sich mehr als verdächtig machen, wenn nicht sogar strafbar und die Verfolgung derer, die diese Neigung, warum auch immer haben, nimmt langsam inquisitorische Ausmaße an und so dreht die sexuelle Moral wohl manche Saltos um die Welt je nach Gewohnheit und Sitte und noch weiß ich nicht mal, ob ich mir darüber ein anderes Urteil erlauben darf, als das jeder doch die Möglichkeit haben sollte, ungestraft seinen Neigungen zu folgen.

Was natürlich, was immer hier Natur ist, die Frage aufwirft, ob der Wunsch nach Strafe oder die Drohung mit dieser nicht für viele erst den Reiz darstellen, weil sie im sexuellen danach streben Grenzen zu überschreiten. So gesehen wäre die Bestrafung das Gegenteil dessen, was eigentlich mit ihr erstrebt wurde und führte, wie so oft, zu völlig absurden Ergebnissen, bei denen sich Ursache und Folge kaum mehr klar unterscheiden lassen. Die Relativität aller moralischen Urteile, die immer dem Geist der Zeit unterworfen sind, trägt zusätzlich dazu bei die Verwirrung im Bereich der Sexualmoral nahezu vollständig werden zu lassen, wozu noch die indifferente Haltung beiträgt mit der wir mit diesem Element unserer Persönlichkeit zwischen öffentlich und privat umgehen.

Mit wem rede ich frei und offen darüber und wo verbietet es sich von alleine. läßt sich dafür ein irgendwie genereller Maßstab finden, oder gibt es da nichts verbindliches, geregeltes und wir müssen uns in jeder Situation neu und ohne alle Muster zurecht finden, frage ich mich, in der Überlegung was bleibt und wie ich mich in diesem Chaos zwischen Trieb und Gefühl zurechtfinde. Habe auch nach nun über vierzig Jahren keine Antwort sondern staune immer noch täglich neu, was passiert oder eben nicht, wie Anziehung entsteht und wie, warum dann weniger und woran das liegt. Vielleicht wäre das Leben und Lieben leichter, wenn wir es wüssten und einfach unserer Natur entsprechend handelten.

Wir wissen es aber nicht so genau und handeln selten wirklich unserer Natur entsprechend sondern in einem sehr komplizierten Netz, in dem sich Triebe mit Gefühlen mischen und wir das eine kaum vom anderen unterscheiden können, was sich noch nebenbei so alles einmischt wie eben Moral, Sitten und Konventionen. So stehe ich im Chaos und versuche mir ein Urteil über etwas zu bilden, was trotz aller Hindernisse erstaunlich gut funktioniert und auch wenn es natürlich immer anders ist und jedesmal wieder eine irgendwie Überraschung und wer wäre ich, dies je zu leugnen, auch nur einer nicht gerecht werden zu wollen im ganzen, zeigt sich doch, dass es in der Natur zu liegen scheint und unser Streben nach Glück oder zumindest Befriedigung fast von alleine seinen Gang geht, sofern die Bedingungen erfüllt sind, die wir uns je setzen dafür.

Bevor ich nun völlig verwirrt und ohne Ergebnis zum Schluss komme, sei noch kurz auf das aktuelle Thema der Konfrontation von Sexualmoral und Rolle der Frau in der Gesellschaft eingegangen, was zu ganz eigenen Salti im Miteinander führt, um den je Rollenerwartungen gerecht zu werden. Diese wirken von außen betrachtet und mit Abstand teilweise fast komisch, können aber die Betroffenen häufiger an den Rand der Verzweiflung bringen und sind damit erfolgreich zu Beziehungsverhinderern geworden und haben die Attraktivität des gleichen Geschlechts, mit dem manche Auseinandersetzungen logisch entbehrlich sind, dahingestellt, ob es sich dabei um einen genetischen Trick der Natur gegen die Überbevölkerung handelt.

Natürllch sind Frauen heute völlig gleichberechtigt und scheint seltsam, sie nicht mit der gebotenen Ehrerbietung zu behandeln, da diese von einem Teil wiederum als Erniedrigung empfunden wird, weil sie diese auf ihre Rolle reduzierten. So musst du heute nach dem Gefühl entscheiden, was geboten ist und an Höflichkeiten, die mir normal selbstverständlich wären, noch als höflich empfunden werden und wann solche schon als Erniedrigung den einen schon unhöflich scheinen. Wo darfst du hinschauen und dich an ihrer Schöhneit freuen, wo fühlt sie sich dadurch auf ihre Rolle reduziert, wann halte ich ihr die Tür auf und wo ist schon das ihr aus dem Mantel helfen eine Form der Erniedrigung, weil sie das doch als ihre eigene Frau natürlich selbst kann, eine unter jungen politisch eher links engagierten Damen häufig genutzte Formulierung, die mich erst zur Verzweiflung und dann zum nur mühsam unterdrückten Lachen trieb.

Spannend wird es in diesem Gegensatz, wenn die schon durch solch schwierige Fragen sehr kompliziert gewordene einfache Unterhaltung auf die sexuelle Ebene wechselt und wer dabei den ersten Schritt tun darf. Schon die erste Berührung kann zum Grund eines Zwistes werden sofern sie als zu schnell oder zu sexuell empfunden wird, als sei nicht jeder Kontakt der Natur nach in gewisser Weise sexuell. So aber diese Hürden, wie auch immer genommen wurde und der Moment des einverständlichen Sex begint, kommt es oft noch zu einer erstaunlichen Verwandlung. Jene, die jedes Rollenverhalten im Alltag ablehnen, zeigen sich unter Einfluss der Triebe, um so stärker an klassische Rollenmuster gebunden und dann fallen aus dem Nichts von denen, die noch eben ablehnte, aus dem Mantel geholfen zu bekommen, Worte wie “nimm mich har”t oder gleich kurz und direkt das “Fick mich” und in der plötzlich gewechselten Rolle müssen wir uns sodann zielsicher orientieren und die Führung übernehmen, nur bloß nicht zu sehr, damit nicht zufällig in vorherige Muster zurückgefallen wird.

Als ich begann mich zu fragen, was hier nun richtig sei und wie ich damit am besten umgehen sollte, damit ich der verehrten Dame auch gebührend gerecht würde, das Zusammentreffen zum beiderseitigen größtmöglichen Glück führte, merkte ich, dass ich keine Ahnung habe und keine Antwort fand, auch wenn ich diese Frage vielfach rein theoretisch gesprächsweise zu klären versuchte, doch auch dabei zeigte sich jedesmal, das ein Gespräch über die Vorlieben zwar schon erregende Wirkung haben kann aber meist eher als absurd empfunden wird, dem Ziel eher abträglich war. Vielmehr wurde erwartet, dass er das richtige Gefühl dafür habe und situativ richtig entschiede, was geboten sei, was ja logisch aller Vernunft widersprach. So kam ich zu keinem Ergebnis und gab es in der Praxis letztlich auf, darüber nachzudenken, es führte ja zu nichts als Verwirrung, dem Gefühl folgte und mich auf die Weisheit der Großväter verließ, das im richtigen Moment das Hirn ohnehin im Hintern sitzt und schieben hilft, also denken zu weniger führt als Tun und die Praxis zeigt, das nur Versuch und Irrtum zum Ziel führen und es müßig ist, darüber nachzudenken, was hätte sein können, wenn wir uns irgendwie anders verhielten im Rahmen der Konventionen und des jeweiligen Verständnisses davon, was korrekt oder gerade geil ist, weil es eben passt oder nicht.

Ein zugegeben, wissenschaftlich oder irgendwie vernünftig betrachtet sehr unbefriedigendes Ergebnis, was nur durch die kleinen Glücksmomente in der Praxis ausgeglichen wird, in denen es wider die je Natur doch passt und beide am Ende glücklich damit sind. Es ist also egal, welcher Sexualmoral jemand warum folgt, vermutlich hat die reine Chemie der Hormone da gegen alle Grundsätze und Prinzipien mehr Einfluss auf unser Verhalten, als wir ihr vernünftigerweise zubilligen würden und also ist es letztlich egal, ob wir darüber nachdenken oder schreiben, es wird sich in der entscheidenden Situation  nicht viel ändern, wenn es eben passt und zueinander strebt oder eben nicht. Aber zumindest bringt uns die Erkenntnis, dies so zu akzeptieren, wie es eben ist, weg von allen Zweifeln und lässt uns ruhig in der Gewissheit genießen, was ist und passiert oder eben nicht, weil die Chemie stimmt und dem nicht nachzutrauern.

Letztlich ist jede Sexualmoral völlig egal, solange wir das tun, womit wir uns wohl fühlen und das auch noch irgendwie gemeinsam, wird es gut sein und damit wenden wir uns in diesem Thema lieber wieder gelassen der Praxis zu und warten einfach ab, was passiert.
jt 7.9.14

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