Donnerstag, 14. August 2014

Epidemieverhüllung

An die Zeiten der Pest fühlen sich Europäer erinnert, bei den Bildern, die uns aus Afrika erreichen, wo verhüllte Menschen sich um Kranke kümmern, den Ausbruch einer Epidemie noch zu kontrollieren versuchen mit geringen Mitteln. Es werden Leichen in Plastiktüten gewickelt, damit die gefährlichen Keime nicht in den Boden gelangen. Erste ausgeflogene Helfer, die sich infizierten lässt die Welle der Hysterie hochschwappen.

Können wir uns sinnvoll schützen fragen die Menschen und werden beruhigt, Deutschland ist vorbereitet, wir könnten damit umgehen, es bestünde kein Risiko bisher. Bisher?

Schon stürzen sich alle Maniker der Angst auf die kleine Lücke um darin dunkle Prophezeiungen zu sehen, als hätten wir nicht ganz andere Probleme wie den drohenden Krieg in der Ukraine, den womöglich kalten Winter, wenn einer am Gashahn dreht weiter östlich, wie inzwischen mehrfach angedroht. Epidemien sind das beste Treibmittel der kollektiven Ängste - sie verbreiten sich unsichtbar, tauchen bei den Infizierten auf und führen mehr oder weniger schnell zum Tode. Ein Mittel ist noch nicht bekannt, manche überleben auch und das dunkle Unbekannte erscheint uns als Bedrohung vom schwarzen Kontinent, den wir nicht verstehen.

Dabei wissen wir längst, in der Ukraine und in Syrien sterben täglich mehr Menschen, im Irak sind mehr vom Tod bedroht und schon tausendmal mehr gestorben als in ganz Afrika an Ebola aber die Epidemien, ihr unsichtbares Wachstum, ihre stille Ausbreitung macht uns Angst, weil wir es nicht begreifen, während uns der Krieg mit seinen lauten Waffen, der uns direkt bedroht, weniger das Fürchten lehrt - die islamistischen Horden, die Frauen zu hunderten vergewaltigen und Männer in Reihe erschießen sind schrecklich und empörend aber Angst machen uns die kleinen Viren, die dem bloßen Auge unsichtbar sich ausbreiten und so einschleichen und auch wenn die bis nach Europa gelangten Fälle bisher alle überlebten und auch das 1967 nach Marburg gebrachte Äffchen keine Epidemie auslöste, die Angst ist sichtbar größer als vor einem Krieg, in dem womöglich biologische oder chemische Waffen wieder eingesetzt werden könnten, auch die immer noch drohenden atomaren Waffen wirken am schlimmsten unsichtbar und dennoch ist, was da aus der Natur kommt, viele dahinrafft, den meisten Menschen ein Graus, der ihnen mehr Angst macht als die immer unkontrolliertere Entwicklung mit Russland und die drohenden Folgen.

Sicher trüge ein Krieg oder viele weltweit in Stellvertretung fraglos dazu bei den Virus rasend zu verbreiten, wie wir es mit der Pest in den Religionskriegen des 15.-17. Jahrhunderts in Europa zur Genüge kannten. Die Verhüllung der Krankenpfleger oder derer, die sich einfach schützen wollen, verängstigt uns viel mehr als Soldaten, die offen ihre Waffen durch die Straßen tragen oder Panzer, die durch unsere Landschaften gen Osten rollen.

Die Angst vor den dunklen Kräften vom schwarzen Kontinent, die unsichtbar arbeiten, nicht wie Kugeln oder Raketen, deutlich auf uns zu rasen, genügt scheinbar die logisch viel größere Kriegsgefahr zu übersehen, lenkt ab auf dem Weg zur gewollten Eskalation.

Es spricht dabei auch keiner darüber, dass die Gefahr einer Epidemie im Kriegsfall erst entstünde, wir schnell die Kontrolle verlören, sehen müssten, wie wir überleben. Darum schlafwandeln wir in den Krieg, während wir uns irrational vor der Epidemie fürchten, die durch diesen, den wir übersehen, erst zur Gefahr wird - logisch scheint es mir nicht ganz nachvollziehbar, aber es geht ja auch um dunkle Ängste, nicht um Vernunft und Aufklärung, die ist im Krieg ohnehin weniger gefragt.
jt 9.8.14

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